Cider im Vergleich: Die 12 besten Cidre

Die 12 besten Cider im Test

Cuvées von Streuobst-Äpfeln, komplexe Aromen, lange Reifezeiten: Die besten 12 Cider aus unserer Verkostung sind so faszinierend wie Champagner.
Text Kersten Wetenkamp
Datum21.10.2024

Erst einmal die wichtigste Frage: Cider oder Cidre? Der Hauptunterschied zwischen Cider und Cidre liegt in ihrer Herkunft: "Cider" bezieht sich meist auf den britischen Apfelschaumwein, der tendenziell herber und stärker ist, während "Cidre" der französische Apfelschaumwein ist, der oft leichter und fruchtiger schmeckt. 

Die fachkundige Jury

Die Jury aus Wein- und Getränkeexperten (von links im Uhrzeigersinn): Weinautor Christoph Raffelt, Feinschmecker-Redakteur Kersten Wetenkamp, Getränkeexperte Miguel Montfort, Weinautorin Marion Swoboda, Sommelier Tobias Greve vom Restaurant „Zeik“, alle aus Hamburg.

Um zu erfahren, was einen guten Cidre oder Cider ausmacht, traf sich eine Jury von fünf renommierten Weinkennern und Sommeliers zur Blindverkostung von 35 Cidres aus zehn Ländern – von Frankreich über England, Wales und Schottland bis zu Spanien und Italien. Zwölf hervorragende Cidres können wir am Ende aufs Podest stellen – sowohl teure Edel-Sekte nach der „méthode traditionelle“ in der Flasche vergoren wie auch preiswertere, gut gemachte Apfelsekte aus Deutschland. 

Platz 1, 2 & 3

Die drei Testsieger begeistern mit Noten von Brioche, Haselnüssen, Mandeln und Quitten. Cidre als Geschmackserlebnis!

Platz 1: Lesuffleur Missùs 2018 
Benoît Lesuffleur produziert in der Normandie seinen Jahrgangs-Cidre, mit ähnlichem Aufwand wie einen Champagner: Er gewinnt den Schaumwein aus neun Apfelsorten, einige Bäume sind über 100 Jahre alt. Auf1000 Flaschen limitiert, spontan vergoren, reift der Cidre bis 36 Monate in der Flasche. Komplex und elegant, animierend, frisch. 

0,75 l, 5 Vol.-%, etwa € 59,90 - hier bestellen

Platz 2: Bordelet Sydre 2021
Der frühere Sommelier Éric Bordelet erntet imSüden der Normandie von23 Hektar Bio-Obstwiesen.Der „Argelette“ ist Bordelets Prestige-Cidre, gewonnen aus 20 Apfelsorten von eisenhaltigen Böden. Bordelet verarbeitet seine Apfelsorten getrennt voneinander, bevor er sie zum Cidre vermählt und spontan vergären lässt. Elegant, frisch, finessereich. 

0,75 l, 6 Vol.-%, etwa € 17,90 - hier bestellen

Platz 3: Lesuffleur La Folletère 2019
Lesuffleur stellt seinen zweitbesten Cidre aus 15 Apfelsorten her, die er im Garten seines Vaters von 1996 erntet, dieBäume wachsen niedrig. Das Aroma des Schaumweins erinnert an Äpfel,Birnen, Quitten und sogar etwas Ingwer und Tabak. Tief, anspruchsvoll, lang, „Optik, Nase, Mund top“, notiert ein Tester. Guter Essensbegleiter. 

0,75 l,5 Vol.-%, etwa € 29,90 - hier bestellen

Platz 4, 5 & 6

Platz 4: La Galotière Pays d’Auge 
Jean-Luc und Nathalie Olivier führen die Produktion in dritter Generation, die Domaine besteht seit 1963. Von43 Hektar Wiesen in Croutte beim Dorf Camembert erntet das Paar 50 Apfelsorten.Neben Cidre wird auch Apfelsaft und Calvados hergestellt. Der Cidre ist sehr schön, üppig, breit und frisch mit intensivenNoten von reifen Äpfeln.

0,75 l, 5 Vol.-%, € 7,50 - hier bestellen

Platz 5: Janus Becker Apfelwein Streuobst 2023
Der Frankfurter Apfelwein-Produzent und -händler Janus Becker komponiert seine wundervolle Streuobst-Cuvée aus der Sorte Goldparmäne und acht weiteren kaum bekannten Apfelsorten. Aromen von Äpfeln und Quitten, tolle Balance; einfach herrlich.

0,75 l, 7 Vol.-%, € 12,25 - hier bestellen

Platz 6: Ramborn Garden Perry 
Ramborn ist der erste Cidreproduzent in Luxemburg. Aus völlig naturbelassenen Obstwiesen, die vielen Vogelarten und Insekten Lebensraum bieten, werden für die Cuvée Äpfel und Birnen von 100 Obstbauern zu einem recht süßen, aber harmonischen und kräuterbetonten Cidre verarbeitet.

0,75 l, 5,9 Vol.-%, € 22,50 - hier bestellen

„Grundlage für guten Cidre sind perfekt gereifte Apfelsorten – und viel Zeit für das langsame Fermentieren und Reifen in der Flasche.“

- Kersten Wetenkamp

Platz 7, 8 & 9

Platz 7: Böhm Hohenloher Mouschd 2022 spritzig (Best Buy)
Zwischen Heilbronn und Rothenburg ob der Tauber im Hohenloher Land erntet Familie Böhm seit 2018 Äpfel und Birnen von den eigenen Streuobstwiesen für Cidre undObstsäfte. Diesem Apfelcidre wurde etwas Most der Schweizer Wasserbirne hinzugefügt, er lagerte Monate im Holzfass.Tolle Säure, angenehme Bitternoten, sehr trinkig.

0,75 l, 8,2 Vol.-%, € 7,50 - hier bestellen

Platz 8: Alpl Golden Times
Für Alpl haben sich 6000 Landwirte in Südtirol und im Trentino zusammengetan, um ihre Obstwiesen nachhaltig zu bewirtschaften.Der trockene „Golden Times“ zeigt Aromen von Apfelkuchen und Honig. Feine Perlage, gute Balance zwischen Süße und Säure. Interessante Kräuternoten. 

0,75 l, 8 Vol.-%, € 12,25 - hier bestellen

Platz 9: Cyprien Lireux Parcimonie Cidre 2023
Der erst 24-jährige Cyprien Lireux stellt seine Cuvée sehr sorgsam zusammen – aus kleinen, 30 bis 50 Jahre alten Obstgärten verwendet er je zur Hälfte süße Sorten und je zu einem Viertelherbe und sehr bittere. Erlässt den Most sehr langsam mit eigenen Hefen fermentieren und den Cidre zwei Monate in der Flasche reifen. Herb, schön, Apfelblüte, Tee.

0,75 l, 5,4 Vol.-%, € 13,50 - hier bestellen

Platz 10, 11 & 12

Platz 10: Eclor Boissons Cidor 
Der Getränkehersteller Eclor bei Paris produziert den Cidre mit ausgewählten Äpfeln aus dem Herzen der Normandie. Der recht herb-trockene Sekt mit schönem Bukett von Apfelmost und angenehmem Mundgefühl bietet eigentlich alles, was man von Cidre erwartet, könnte aber komplexer und länger sein.

0,75 l, 4 Vol.-%, € 4,49 - hier bestellen

Platz 11: Ciderwerk Witte Fruu
Auch aus Norddeutschland kommt guter Cidre: In Hetlingen in der Haseldorfer Marsch bei Hamburg haben Petra Triepels und Boris Steuer ihr Ciderwerk 2019 gegründet. Der Cidre wird mit Bioäpfeln aus der Region mithilfe von Ökostrom hergestellt, Fruchtig-süß, empfiehlt er sich laut Jury für Desserts, mit Noten von Apfeltarte.

0,33 l, 5 Vol.-%, € 2,70 - hier bestellen

Platz 12: Séhédic Extra Brut
François Séhédic bewirtschaftet seine Streuobstwiesen mit mehr als 30 Apfelsorten im Südender Bretagne. Für seine hochkarätigen, mit langer Fermentation hergestellten Cidres bekam er erst jüngst Goldmedaillen von Emmanuel Macron persönlich. Der ExtraBrut ist ein stoffiger, etwas herber Cidre mit schönen Noten von reifen Äpfeln.

0,75 l, 6,5 Vol.-%, € 11,30 - hier bestellen

Wie schmeckt ein guter Cider?

Apfelnoten? Ja doch. Auch Aromen von reifen Äpfeln finden sich im Bukett dieses Schaumweins, aber eben noch so viel mehr: Hefe- und Briochenoten etwa, wie bei einem Champagner. Aromen von Haselnüssen und Mandeln treffen auf Zitrus und eine Spur Quitte. Auf der Zunge belebende frische Perlage, im Geschmack verschmelzen Säure und ganz dezente Süße. Der Nachhall mit dieser Aromenfülle bleibt noch sehr lange am Gaumen. Hier ist nicht von einem Champagner die Rede, sondern von Cidre – allerdings von dem wohl weltbesten: gekeltert, gereift und für zweieinhalb Jahre Reifezeit in die Sektflaschen gelegt von Benoît Lesuffleurin der Normandie. Dass Cidre die Qualität von Champagner erreichen kann (und mit 53 Euro pro Flasche auch dessen Preis!), ist eine der Überraschungen unseres großen Cidre-Tests. 

Was macht einen guten Cider aus?

Mit guten Grundprodukten, nämlich reifen Äpfeln, den geeigneten, tanninreichen Sorten und etwas Zeit im Gärkeller ist ein guter Cidre hinzubekommen. Optimal, wenn der Obstwinzer mit den eigenen Hefen arbeitet und der Gärung Zeit lässt, von selbst Kohlendioxid zu bilden, anstatt künstlich die Säure zuzugeben. Dann erfreut man sich am Ende an einem rundum gelungenen Cidre wie dem „Hohenloher Mouschd“ von Manfred Böhm. „Rund, trinkig, mit toller Säure und feinen Bitternoten, sehr stimmig“, lobte die Jury. 

Wie wird Cider hergestellt?

Ernte: Für Cidre / Cider eignen sich in erster Linie herbe, tanninreiche Apfelsorten. 

Fermentation: Für eine optimale Entwicklung der Aromen wird der gepresste Most langsam und bei kühlen Temperaturen fermentiert. 

Reifung: Bevor die Hefen den Zucker vollständig zu Alkohol umsetzen, wird der Cidre aus dem ersten Stahltank oder Holzfass in ein zweites Fass umgefüllt. Unter Ausschluss von Luft bildet sich jetzt natürliche Kohlensäure. Manche Herstellerlassen den jungen Apfelwein wie Champagner auf der Feinhefe in der Flasche monatelang weiter gären, bis er von der Hefe abgezogen, „degorgiert“ wird. 

Regionen: Großbritannien, Irland, Spanien, Frankreich, Deutschland, Skandinavien.

Partner