Bayerischer Biergarten: 10 Tipps für Genießer
Biergärten in Bayern sind „Ausdruck bayerischer Lebensart"
Laut Bayerischer Biergartenverordnung werden Biergärten „als Ausdruck bayerischer Lebensart angesehen“ – ob es die auch jenseits der Landesgrenzen geben kann, dazu schweigt das Reglement. Versuch macht klug, zum Beispiel in Kiels „Forstbaumschule“, dem Berliner „Prater Biergarten“ in Prenzlauer Berg, „Hellers“ am Kölner Volksgartenweiher oder „Schrebers Biergarten“ in Leipzig.
Daran erkennen Sie einen bayerischen Biergarten
Zu einem bayerischen Biergarten gehören Kies und Rosskastanien – Splitt und Flachwurzler kühlten früher die darunter liegenden Bierkeller. Wer im Schatten Platz nimmt, hat oft die Wahl: bedienter Bereich oder Selbstbedienung (SB). Ersterer ist leicht erkennbar an Tischtüchern und ausgelegten Karten.
An heißen Tagen rückt ganz München unter den Kastanien des „Hofbräukellers“ zusammen. Hier ein paar Biergarten Tipps: Kommen Sie früh genug, und fragen Sie der Form halber am Tisch, ob Sie dazustoßen können. Dabei darf ruhig geduzt werden, die Bierbank gibt immer Sympathiekredit. Tabu bei der Platzwahl ist der Stammtisch, und sei es ringsum noch so voll.
Wie wehren Sie sich gegen unliebsame Tischnachbarn im Biergarten?
Die schärfste in Bayern gesellschaftlich akzeptierte Ablehnung ist ein nur sehr mäßig bedauerndes: "Da kimma noch zwoa!". Wenn das nicht hilft, warnen Sie vor den Wespen ...
Wie trinken Sie die Maß?
Angekommen im Bayerischen Biergarten, geht es zur Getränkebestellung. Eine Maß soll's sein, Doch wie wird in einem Biergarten in Bayern richtig getrunken? Am besten zügig, nach einer halben Stunde ist die Maß „lack“ (abgestanden). Das Zuprosten gehört zu jedem Schluck, zehn Prosit pro Maß sind ein guter Schnitt. Der letzte Rest bleibt immer im Glas – wer ihn trinkt, gilt als geiziger „Noagerlzuzla“ (Neigennuckler).
Ein Maß Bier braucht Kraft!
Überschätzen Sie nicht Ihre Kraft – ein gefüllter Maßkrug wiegt gute zwei Kilo. Deswegen sollte man ihn zum Tragen lieber nicht am Henkel greifen, sondern ruhig durch den Henkel an den Krug fassen. Mit den Worten des Kabarettisten und Bayernerklärers Harry G: „Dem Krug gibt man freundlich die Hand und sagt: Frischer Kollege, ich grüße dich!“
Hendl, Helles, Humtata ...
Für viele München-Besucher gehört das zusammen. Wer dem behäbigen Defiliermarsch der Kapelle am „Chinesischen Turm“ partout nichts abgewinnen kann, fährt besser in Sepp Krätz’ jazzige „Waldwirtschaft“ oder zum Oldie-Schwof in den „Hopfengarten“ im Westpark.
Bayerische Biergarten-Regionen für Hobbyköche und Selbstversorger
Besonders Oberbayern und Bierfranken sind ideale Regionen für Hobbyköche und Selbstversorger: Hier kann die Vesper immer mitgebracht werden. Hausverbot haben dagegen Foodora-Fahrer und andere Lieferdienste, ebenso unterwegs gekauftes Thai-Food.
Absolute Unsitten im bayerischen Biergarten
Weißwurst mit Ketchup (korrekt: süßer Senf) und Graubrot zum Obazdan – wofür gibt’s schließlich Brez’n? Lächerlich macht sich, wer im Biergarten nach Fischbesteck zum Steckerlfisch fragt.
Biergartenverordnung: Wenn Schluss ist, ist Schluss!
Die Biergartenverordnung regelt auch Anwohnerschutz und Öffnungszeiten (längstens 7 bis 23 Uhr). Eine Stunde vor Schluss verstummt die Musik, eine halbe Stunde später wird zum Ausschankende geläutet. Da hilft auch kein Schimpfen über die vermeintliche Provinz.
Hier noch ein paar Biergärten-Tipps für Bayern-Novizen:
- In München "Helles" statt "Bier" bestellen
- Im Münchner Biergarten darf jeder sein Essen selbst mitbringen
- Zusammenrutschen, wenn es noch geht
- Zusammen Prosten, denn alleine trinken ist unhöflich
- Obacht bei Runden für alle, denn meist werden schwere Maßkrüge ausgeschenkt