Dänisches Design: Weniger ist Mehr
Kristina Dam
Dänischer Minimalismus
Das Geschirr „Setomono“, zu dem Teller, Becher, Schalen und Aufbewahrungsbehälter mit Deckel gehören, ist beispielsweise eine Übertragung von traditioneller japanischer Töpferkunst in doppelt gebranntes, gesprenkeltes Steinzeug. Der zweifache Brennprozess sorgt für die ungewöhnlich glatte und dabei weich anzufassende Oberfläche. Der Reiz liegt tatsächlich nicht nur in der Schönheit oder Funktionalität der Gegenstände, er hat ganz viel mit den Materialien an sich und der ausgezeichneten Handwerkskunst zu tun.
Lotte Westphael
„Ich lasse mich von Textilien, etwa von Bauhaus-Webereien, inspirieren“, so Lotte Westphael. „Ich bemühe mich, eine Sensibilität in den geometrischen Linien zu erreichen, die der zylindrischen Form in Kombination mit der transparenten Qualität des dünnen Porzellans Leben einhaucht.“ Ihre Technik ist sehr zeitaufwendig. Bis zu einem Monat kann es dauern, ein Gefäß herzustellen, und einen weiteren Monat, es zu trocknen. Selbst danach kann es beim Brennen durch Risse kaputtgehen. „Ich war schon kurz davor, die Herstellung dieser wirklich schwierigen Zylinder aufzugeben. Aber wenn man beim Öffnen des Ofens den Erfolg sieht, ist es die Mühe wert.“
Louise Campbell
Neben ihren innovativen Leuchten und Möbeln widmet sich Louise Campbell vor allem dem Material Porzellan, wobei sie der traditionsreichen Marke Royal Copenhagen frischen Schwung verliehen hat. Die Serie „Elements“ gibt es nicht nur in Weiß, sondern in fünfzehn Farben von kräftigem Orange über Türkis und Kirschrot bis hin zu staubigem Dunkelgrün. Originell ist die Melange: Die Tassen, Teller, Servierplatten und Schüsseln variieren Fragmente des Musselmalet-Dekors von 1775, der Flora-Danica-Serie von 1790 sowie von Halbspitze aus dem Jahr 1885. Ihre Studio-Regeln formuliert Louise Campbell so: „Immer ganz von vorn anfangen. Und es muss einen guten Grund geben für jede Entscheidung, die getroffen wird.“
Ditte Reckweg und Jelena Schou Nordentoft
Die Vase „Omaggio“ designten sie anlässlich des Relaunches der Marke Kähler. Dabei setzten sie auf ein Streifendekor, das grafisch-modern die Tradition der alten Marke unterstreichen sollte. Für das Rautenmuster des „Rhombe“-Geschirrs griffen Ditte Reckweg und Jelena Schou Nordentoft auf das umfangreiche Designarchiv von Lyngby Porcelæn zurück. 1961 war es auf der „Danild“-Serie zu sehen, allerdings als Dekoration auf dem Porzellan. In der aktuellen Version werden die zarten Rauten als Relief auf dem Porzellan verwendet. Die Texturen werden wie eine Artischocke in einem äußerst komplexen Verfahren Schicht für Schicht aufgebaut, was heute nur noch wenige Porzellanhersteller beherrschen. Die beiden Designerinnen erklären ihren Erfolg so: „Wir Dänen haben die Fähigkeit, Bedürfnisse zu erkennen und sie ästhetisch umzusetzen. Spätestens seit den 60er-Jahren ist alles funktional, das ist das, was das dänische Design auszeichnet.“
Cecilie Manz
Gerade bei der Arbeit mit Ton hat man Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen, zu betrachten, zu reflektieren. Dieser fast meditative Designansatz hat bei Cecilie Manz zu einer Beschäftigung mit japanischer Ästhetik geführt, die der minimalistischen Schlichtheit der Dänischen nicht unähnlich ist. Und so sind ihre Geschirrserien, Bestecke, Vasen, Möbel und Leuchten schön anzuschauen und angenehm anzufassen. Eine Symbiose, die leicht klingt, aber vor allem auf einem wunderbaren Fingerspitzengefühl beruht.