Beste Gewürze aus Rosenheim

Simon Mendel im Porträt: Gewürze der Spitzenklasse

Aus einer kleinen bayerischen Mühle hat Simon Mendel in kurzer Zeit eine Manufaktur für edle Gewürze gemacht – auch Spitzenköche zählen den Kunden der Gewürzmühle Rosenheim.
Text Julius Schneider
Datum13.04.2024

Um den Spürsinn und das Ge- schäftsfeld von Simon Mendel zu beschreiben, passt ein geflü- geltes Wort: immer der Nase nach. Der gebürtige Münchner folgte seinem Instinkt und seiner Lust auf Neues, als er sich dazu entschied, einen Betrieb zu übernehmen, der etwas aus der Zeit zu fallen schien: die alte Rosenheimer Ge- würzmühle. Mit einem Plan, viel Arbeit und ho- hem Qualitätsverständnis machte Mendel aus dem etwas in die Jahre gekommen Betrieb eine zeitgemäße Gewürzmanufaktur, die sowohl Profis als auch Hobbyköche und -köchinnen be- geistert. 

Wer den Mühlenladen in Stephanskirchen bei Rosenheim betritt, spürt sofort, warum. Zuerst steigt der betörende Duft frisch vermahlener Gewürze in die Nase, dann fällt das markante Design ins Auge, mit dem geräucherte Paprika oder Cajun Spice Louisiana vermarktet werden. „Die Verpackung ist der erste Berührungspunkt, die darf der Qualität des Inhalts in nichts nachstehen“, sagt Simon Mendel. Schwarze, runde Hüllen aus dickem Karton schließen sich um die Gläser, in denen sich die Gewürze befinden. „So sind sie vor Licht geschützt und sehen gut aus.“ Man ahnt nun, warum Supermarktgewürze tief in Schränken verschwinden. Die Behälter aus Rosenheim sind zu schade dafür. Aber was verbirgt sich hinter der edlen Hülle?

Beste Zutaten finden sich auch in der BBQ-Gewürzmischung

„Die beste Qualität“, sagt Mendel, „nichts anderes wird bei uns verarbeitet.“ Das fängt bei vermeintlich Profanem wie Paprika edel- süß an und geht bis hin zu wildem Voatsiperifery-Pfeffer aus den Ur- wäldern Madagaskars, von dem pro Jahr nur eine Tonne geerntet wird. Die große Leidenschaft des 35-Jährigen sind Mischungen, vor allem Currys haben es ihm angetan. Wenn er die Unterschiede zwi- schen Purple Curry und Madras Curry beschreibt, leuchten seine Augen. Und bei jedem Deckel, den man vom Glas schraubt, öffnet sich eine andere Aromenwelt: Yuzu Curry mit intensiven Zitrusnoten harmoniert schon im Kopf mit Kokosmilch, Fisch und Ingwer. So- fort ist man weit, weit weg. Zurückgeholt wird man vom Surren der Gewürzmühlen, die zum Teil seit der Gründung des Betriebs im Jahre 1957 unermüdlich mah- len. Als die Mühle im September 2019 zum Verkauf stand, musste Simon Mendel, der zuvor für Dallmayr gearbeitet und Crusta Nova (biologische bayerische Garnelenzucht) mit aufgebaut hatte, nicht lange überlegen – schließlich hatte er eine Leidenschaft für Kulinarik und gute Kontakte zu Restaurants. Doch dann kam die Pandemie, Mendels Draht zur Gastronomie nutzte ihm plötzlich wenig. „Wir mussten uns jetzt auf das Versandgeschäft konzentrieren.“ Es half, dass die Deutschen das Kochen wiederentdeckten und Gerichte auspro- bierten, die vorher nicht auf dem Speiseplan standen. „Vor allem der Trend zur Levante- Küche war deutlich zu spüren“, sagt Simon Mendel. 

„Diese Welt ist einfach unendlich, und wir müssen aufpassen, dass wir uns darin nicht verlieren.“

Schwarzer Knoblauch, Harissa oder Zatar wurden auf einmal fast so selbstverständ- lich wie Paprika rosenscharf – nur fand man diese Gewürze kaum im örtlichen Supermarkt. Mittlerweile hat sich auch das geändert, aber die Güte der Gewürze aus Rosenheim er- reichen die großen Hersteller nicht. „Allein des- halb, weil die Menge, die die Industrie braucht, gar nicht in dieser Qualität lieferbar ist“, sagt Mendel. Zudem werden seine Gewürze einzeln im Ofen geröstet, bevor sie in die Mühle kom- men, der Mahlgrad wird präzise nach der jewei- ligen Mischung und dem Geschmacksbild ge- wählt. Spitzenköche wie Nils Henkel sind auf den kleinen Betrieb aufmerksam geworden und kreieren gemeinsam mit der Manufaktur eigene Mischungen, die sich in den Gerichten wiederfinden. Kooperationen wie diese tragen zur Bekanntheit der Marke bei, helfen, sich in der Nische der Spitzengewürze zu behaupten.

Alle Gewürze entstehen mit viel Sorgfalt und in Handarbeit.

Das Sortiment umfasst mehr als 250 Produkte, doch für Gründer Simon Mendel liegt genau hier eine Gefahr. „Diese Welt ist einfach unendlich, und wir müssen aufpassen, dass wir uns darin nicht ver- lieren.“ Wenn eine neue Mischung entstanden ist, sind Mitarbeiter, Freunde und Topköche die ersten Tester. Nur wenn alle überzeugt sind, geht das Produkt in den Verkauf. Aus dem Sortiment der ur- sprünglichen Mühle hat Mendel ein paar Klassiker behalten und mo- derat angepasst, allerdings ohne Kompromiss. Denn eines ist ihm ganz wichtig: „Ich stehe hinter jedem Gewürz, und jedes steht für sich.“

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