Hans Neuner: Portugals Starkoch kommt aus Tirol
Steckbrief Hans Neuner
Alter: geboren am 17. April 1976 in Leutasch (Österreich)
Stationen: Kochausbildung im Steigenberger Hotel Alpenkönig; ab 1994 Hotel Carlton in St. Moritz; Stationen in England, auf Mallorca, auf den Bahamas sowie auf dem Kreuzfahrtschiff Crystal Symphony; 1999-2004 Lorenz Adlon Esszimmer in Berlin (von DER FEINSCHMECKER mit 4F bewertet); ab 2004 Küchenchef im Seven Seas im Hotel Süllberg in Hamburg, seit 2007 Küchenchef im Restaurant Ocean im Hotel Vila Vita Parc im Porches in Portugal (von DER FEINSCHMECKER mit 5F bewertet).
Auszeichnungen: Das Ocean wurde unter der Küchenleitung von Hans Neuner 2009 mit dem ersten und 2011 mit dem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet. DER FEINSCHMECKER prämiert das Restaurant mit 5F – der Höchstbewertung (die detaillierte Beurteilung lesen Sie weiter unten im Artikel). Hans Neuner wurde 2009, 2012 und 2019 zu Portugals Koch des Jahres gekürt.
Restaurant: Das Ocean ist das Fine-Dining-Restaurant im 5-Sterne-Strandresort Vila Vita an der portugiesischen Algarveküste. Interiordesign und Speisekarte sind eine Hommage an die Vielfalt des Meeres. Gäste erwartet ein stilvolles Ambiente in Blau- und Grautönen sowie eine mediterrane Küche mit internationalen Einflüssen, zum Beispiel aus Indien oder Brasilien.
Restaurant Ocean im Hotel Vila Vita Parc
R. Anneliese Pohl, 8400-450 Porches, Portugal
Tel.: +351 282 310 100
www.restauranteocean.com/de
Geöffnet Mi bis So 19-21 Uhr
Das Menü kostet ab 265 Euro pro Person
Wie kam Hans Neuner zum Kochen?
Wie vielen seiner Kolleg:innen wurde Hans Neuner das Kochen in die Wiege gelegt: Aufgewachsen als Sohn eines Gastronomenpaares entschied sich der gebürtige Tiroler schon mit 14 Jahren für eine Kochlehre. Hans Neuners Karriere begann klassisch im Steigenberger Hotel Alpenkönig im österreichischen Seefeld. Nach seiner Ausbildung verließ der Jungkoch seine Heimat und zog weiter in die Schweiz, um im Hotel Carlton in St. Moritz anzuheuern.
In den Folgejahren packte Hans Neuner die Reiselust. Er kochte in England, auf Mallorca und auf den Bahamas. Auch auf einem renommierten Kreuzfahrtschiff machte er Station. Anker setzte Neuner schließlich im Hotel Adlon in Berlin, wo der damals 23-Jährige in Karlheinz Hauser, einem von Deutschlands Top-Gastronomen, einen bedeutenden Mentor fand.
Hauser ermöglichte es Hans Neuner, auf der Karriereleiter den entscheidenden Schritt aufwärts zu klettern: 2004 vertraute er ihm die Position des Küchenchefs im Restaurant Seven Seas im Hamburger Hotel Süllberg an. Sesshaft werden wollte Hans Neuner in der Hansestadt ursprünglich nicht, blieb dann aber doch fünf Jahre. Bis den Chefkoch erneut das Abenteuer Ausland rief: Innerhalb weniger Wochen ließ Hans Neuner bis auf Freundin und Kochmesser alles stehen und liegen, um ins knapp 3.000 Kilometer entfernte Porches in Portugal zu ziehen.
Gleich zwei Österreicher prägen die Algarve als Restaurant-Traum für Gourmets: Hans Neuner und Dieter Koschina machten sie zum Epizentrum Portugals kreativer Spitzenküche.
Hans Neuner: In Portugal findet der Koch eine neue Heimat
Noch immer Küchenchef im Seven Seas sorgte Hans Neuner 2007 für das Catering auf der Hamburger INTERNORGA Messe. Hier erfuhr der damals 31-Jährige von der vakanten Stelle im Luxushotel Vila Vita Parc an der Algarve. Nur wenige Anrufe und einen Blick auf Fotos des malerischen Küstenabschnitts später sagte Hans Neuner zu. Aus dem Bauch heraus und mit durchgedrücktem Gaspedal: Bis zur Eröffnung des Fine-Dining-Resturants waren es zu diesem Zeitpunkt nur zwei Wochen.
Der Neuanfang am anderen Ende Europas ist aus heutiger Sicht wohl eine der besten Entscheidungen seines Lebens. Fünfzehn Jahre sind inzwischen ins Land gezogen, Hans Neuner ist noch immer Küchenchef im Ocean und Portugal seine Wahlheimat. Bis heute prägt er die Fine-Dining-Szene des Landes, wurde mehrfach zum Koch des Jahres gekürt und gilt nicht umsonst als Koch-Superstar Portugals.
Dieser Koch ist den umgekehrten Weg gegangen – aus dem Süden bis nach Hamburg: Matteo Ferrantino. Erfahren Sie im Porträt mehr über seine mediterrane Spitzenküche im Norden Deutschlands.
Hans Neuners Ocean: Was steht auf der Speisekarte?
Die Speisekarte im Ocean liest sich wie ein kulinarisches Logbuch. So gut wie jedes Jahr steht sie unter einem anderen Motto: Gäste sind eingeladen, sich auf eine (aromatische) Reise zu begeben – selbstverständlich nicht ohne den Blick über den türkisfarbenen Atlantik schweifen zu lassen.
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Auf Basis lokaler Zutaten, darauf legt Hans Neuner Wert, entwickelte der vielfach prämierte Starkoch 2020 sein “Roadtrip to Portugal”-Menü. Dafür war er zuvor quer durchs Land gereist, mit Halt auf Teeplantagen und Reisfarmen. 2021 ließ sich der Küchenchef von den portugiesischen Inseln Madeira, San Miguel und Terceira inspirieren und im Jahr darauf ging es sogar bis nach Indien. “Route to India” lautete der Titel des Menüs mit Traditionsgerichten aus verschiedenen Seefahrer-Destinationen, von Cap Verde bis Goa.
Die aktuelle Speisekarte verspricht “Erinnerungen an Brasilien”: Hummer, Schweinebauch und Chorizo, Thunfischbauch an Kaffee und Passionsfrucht, Wagyu mit Pilzen, Knochenmark und Zwiebeln sowie Mandarine, Ingwer und Yuzu-Frucht sind nur eine kleine Auswahl an Kreationen. Welche Landesküche er auch in den Fokus rückt, eins steht fest: Der Besuch im Ocean bei Hans Neuner ist immer eine Reise wert.
Im „Ocean“ bringt Hans Neuner mit größtem Respekt vor Traditionen und Produkten portugiesische Klassiker ganz zeitgemäß interpretiert auf die Teller.
Konzept: Nobles Gourmetrestaurant in der Beletage im legendären Hotel Adlon mit Paradeblick auf das Brandenburger Tor, angeboten wird ein Menü mit 6 bis 7 Gängen mit einer Wahloption beim Hauptgang sowie Aufpreisen für Trüffel und Kaviar.
Küche: Zelebriert wird die klassische Küche, die der junge, talentierte Reto Brändli vom Zürichsee gekonnt mit frischen fruchtigen oder auch asiatischen Noten modernisiert, samtige Crème brûlée, Parfait und Eis von der Bio-Entenleber etwa verfeinert er zusätzlich mit Variationen von der Bete, gefrorenen Hibiskusperlen, Hibiskuscrème und Szechuanpfeffer. Wachtel von Jean Claude Miéral, serviert als saftig gebratene Brust, aromatische Mousse von den Innereien sowie reduzierter Consommé, kombiniert Brändli mit Trüffel Schwarzwurzel, rohen und gebratenen Champignons, Haselnüssen natürlich aus dem Piemont und intensiver, erdiger Sauce Albufera aus Geflügeljus und Entenleber.
Wein: Star-Sommelier Hans-Martin Konrad hat die Karte passend zu Brändlis Küche zusätzlich mit oft gereiften Großen Gewächsen führender deutscher Güter sowie Neuentdeckungen aus Burgund auf nunmehr 1200 Positionen aufgestockt. 30 davon gibt es auch glasweise.
Atmosphäre: Elegant bis gediegen; edel eindeckte runde Tisch mit Damast, Alabasterleuchten, Ölgemälde, schwere Teppiche, über dem Kamin eine Büste vom Kaiser. Die anfängliche Schwere des Raums allerdings verwandelt sich, sobald das junge empathische Serviceteam und insbesondere der charmante, energiegeladene Maître Oliver Kraft in Aktion treten.
Fazit: Sympathisches Genuss-Rundumerlebnis, Deutschlands erster Hoteladresse würdig.
