Max Strohe kocht für Lustesser: Der Spitzenkoch im Porträt
Wer ist Max Strohe?
Max Strohe war der Held der Stunde, im wahrsten Sinn des Wortes: Der Chef des Berliner Trendrestaurants Tulus Lotrek (ausgezeichnet mit 3F) tummelt sich nicht nur auf vielen Kanälen, kocht etwa im Fernsehen gegen Tim Mälzer und tritt gegen andere Stars in Kochduellen an, er war aber vor allem zur Stelle, als die Corona-Krise die Gastronomie zur Zwangspause verurteilte. Stillstand? Nicht mit Max Strohe!
Max Strohe und sein Team im Tulus Lotrek
Steckbrief Max Strohe
Name: Max Strohe
Alter: geboren 1982 in Bonn
Stationen: Aufgewachsen in Sinzig, erlernte er den Kochberuf im Landgasthof Wendelinusstube (mittlerweile geschlossen). Nach Spießbraten und Schnitzel begegnete er der gehobenen französischen Küche im Hotelrestaurant Hohenzollern in Bad Neuenahr-Ahrweiler, zunächst bei Küchenchef Gerd Lanz, dann bei Martin Reuter. Zwischendurch arbeitete Strohe in einem Seniorenheim und in einem Hotel auf Kreta. 2010 kam er nach Berlin und dort zu Frau Mittenmang, lernte dort seine Partnerin für Beruf und Leben Ilona Scholl kennen. 2015 eröffneten sie ihr eigenes Restaurant in der Fichtestraße.
Das Restaurant: Das Tulus Lotrek zeigt in drei Räumen (110 Quadratmeter) lässigen urbanen Charme, mit gemütlicher Holzeinrichtung und einer auffälligen Dschungeltapete, die kulinarische Motive zeigt - statt Papageien Blutwürste, Schinken, Oktopustentakel, Zitronen und Garnelen.
Der Feinschmecker zeichnet das Tulus Lotrek mit 3F aus. Die detaillierte Bewertung finden Sie unten im Artikel.
Privates: Aus einer früheren Beziehung hat Scholl die Tochter Emilia.
Restaurant Tulus Lotrek
OT Kreuzberg
Fichtestraße 24
10967 Berlin
Tel. 030-41 95 66 87
www.tuluslotrek.de
nur Abendessen, Mi geschl., Menü € 129-165
Kochen für Helden: Max Strohes Corona-Aktion
„Wir hatten ja jede Menge gute Produkte im Kühlhaus, die wollte ich nicht verderben lassen. Ich fragte mich, warum kochen wir nicht für die, die es nötig haben?“ So rief Strohe Kochen für Helden ins Leben, ermunterte auch Kollegen, die Vorräte wegzukochen für einfache Gratisgerichte für die Kämpfer an der Corona-Front: Krankenschwestern, Ärzte, Pfleger, Feuerwehrleute. Der Zuspruch war enorm, plötzlich gab es wieder zu tun für Köche, zwar ohne wirtschaftlichen Gewinn, aber immerhin: Arbeit.
„Es tat gut, mal nicht über die finanzielle Misere im Restaurant nachzudenken“, sagt Max Strohe. Der spontan immer wieder neu gefüllte Warenkorb durch Lebensmittelspenden war natürlich eine Herausforderung für den Koch: „Mal bekamen wir 300 Kilo Rindfleisch vom Gastro-Versender Rungis, mal brachte uns Michael Kempf Dutzende Kalbsrücken, dafür fehlte es an regionalem Gemüse. Aber Eintöpfe haben wir immer hingekriegt.“ Strohes Beispiel machte Schule, wurde von über siebzig Restaurants im Land aufgegriffen. Spenden über Crowdfunding hielten das Projekt am Leben.
Schöner Nebeneffekt: Die Gastronomie hatte wieder gute Presse. Und die Köche, die ohne Gehalt von morgens bis abends über 1000 Portionen Gulaschsuppe für Krankenhäuser kochten, waren es jetzt auch: Helden.
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Tulus Lotrek: Wie kam Max Strohe auf den Namen?
Max Strohe rührt nicht nur für Krankenhäuser Eintöpfe. Er kocht in seinem Restaurant in der Fichtestraße in Kreuzberg, einer hübschen Altbauetage, eine sinnlich strotzende Aromaküche. Max Strohe ist im schönsten Sinn eigenwillig, er folgt keiner Mode, hat auch nicht bei einem illustren Dreisterner gearbeitet, sondern folgt nur dem eigenen Geschmackssinn: „Ich will so kochen, wie ich auch selber gern esse.“ Das darf durchaus üppig sein. „Wenn ich schon essen gehe, will ich mir nicht Gedanken machen über Nachhaltigkeit, sondern über die Stränge schlagen. Ich mag nicht diese dogmatische Zurschaustellung von Regionalität, wie es hier viele in Berlin treiben und übertreiben.“
Da liest Max Strohe lieber in historischen Kochbüchern von bekennenden Schlemmern wie Henri de Toulouse-Lautrec, der nicht auf Wein, aber auf Wasser verzichten konnte – in die Karaffen für seine Gäste setzte der Impressionist Goldfische, um seine Missachtung des schnöden Durstlöschers zu zeigen. Der passende Namensgeber für das neue Restaurant von Max Strohe und seiner Freundin und Restaurantleiterin Ilona Scholl war also gefunden – „bei viel Chardonnay auf dem Balkon“.
Aber ganz locker aufgeschrieben, flapsig-lässig: Tulus Lotrek, so wie die französische Küche zwar noch Grundlage im Lokal ist, aber äußerst locker und modern zitiert wird. Originell sind auch die Uniformen der Kellner – mit den bunten Dschungel-Kulinarik-Motiven, die auch die Wandtapete zieren.
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Wie kocht Max Strohe?
Max Strohes Kochstil: lustvoll und kraftbetont. FEINSCHMECKER-Herausgeberin Madeleine Jakits beschrieb es einmal so: „Max Strohe hat eine impulsive, fast berserkerhafte Art zu kochen, sinnlich, bis ans Limit gewürzt, auch bei der Schärfe versetzt er einem kleine, liebevolle Faustschläge – eine Küche für Lust(fr)esser, nichts für verkopfte Sezierer. Unvergessen die Consommé Royal mit Gänseleber und Ahornsirup – keine Worte, nur Seufzer. Oder ,der geilste Teil des Gratengs‘ – jeder weiß, dass die Kruste oben auf dem Kartoffelgratin am besten schmeckt. Und genau die bekommt man im Pfännchen. Simpel und umwerfend.“
Max Strohes Einfälle, die manchmal schrillen Kombinationen, dienen dazu, die Hauptzutat immer weiter zu betonen, sie sozusagen auf einen Sockel zu heben. Typisch dafür das „Spiegelei Royale“, wachsweiches Eigelb mit Selleriepüree, Jakobsmuschel und darübergehobelter Bottarga. Das Gelbe vom Ei in der Luxusversion und sein Signature Dish, das Kritiker begeisterte und Strohe seit seiner Restauranteröffnung im November 2015 („am ersten Tag vier Gäste!“) berühmt machte. Üppig und schwelgerisch auch sein erster Gang in unserem Menü: „Erbsen Romanoff“ mit Sauce hollandaise, Kaviar, Stabmuschelragout. Die Zarenzeit lebt auf.
Max Strohe: Rezept zum Nachkochen im Video
Tipps von Max Strohe
KADEWE Feinschmecker-Etage 6
Fischtheke
Tauentzienstraße 21
10789 Berlin
Tel. 030-212 10,
www.kadewe.de
Super frisch, tolle Auswahl. Für mich ein Highlight in Berlin.
Barra
Okerstraße 2
12049 Berlin
Tel. 030-81 86 07 57
www.barraberlin.com
Schönes entspanntes Bistro mit einer Küche zwischen New Nordic Cuisine und italienischer Klassik. Bodenständig und köstlich.
Becketts Kopf
Pappelallee 64
10437 Berlin
Tel. 030-44 03 58 80
www.becketts-kopf.de
Unsere liebste Cocktailbar, cool, dunkel und verschroben, aber auch edel. Wir könnten hier den ganzen Tag lang hocken und trinken.
Zu Gast bei Max Strohe
Konzept: Max Strohe und Ilona Scholl haben ein sehr persönliches Restaurant geschaffen – sowohl, was die Küche als auch was die Atmosphäre betrifft. Zwei Menüs, eines ist vegetarisch (gefiltertes Wasser ist inbegriffen).
Küche: Max Strohe ist im TV und als Autor präsent. Dem Mann mit der Strickmütze gehen aber auch am Herd die Ideen nicht aus, mit seinem internationalen Team landet er immer wieder kulinarische Volltreffer. Er mixt munter Zutaten, Stile und Aromen: Das Menü mit Fleisch und Fisch startet etwa mit Otoro (Thunfischbauch), dazu Chawanmushi (japanischer Eierstich) und Buttermilch, eine Zwiebelsuppe peppt er mit Pilzen auf, zum
Carabinero mit Krustentierhollandaise, Gochujang (scharfer koreanischer Gewürzpaste) serviert er hochwertigen Kochihikari-Reis. Ein vollmundiges Vergnügen im Veggie-Menü ist die Gelbe Bete, in Butter gebacken, mit Meerrettich-beurre-blanc und Dill.
Wein: Sommelier Felix Fuchs stellt die Begleitung zum Menü aus 450 Positionen zusammen – große Champagnerauswahl, die besten Güter aus Deutschland, Frankreich. Viele Entdeckungen aus dem Rest der Weinwelt.
Atmosphäre: Understatement im Berliner Altbau. Legeres Ambiente mit alten blanken Holztischen, die markante dschungelartige Tapete wirkt sofort entspannend. Persönlicher, lockerer Service unter Ilona Scholl.
Fazit: Topgastronomie mit hohem Wohlfühlfaktor und sehr persönlichem, legerem Stil.