Zündende Ideen: Luxus-Grills
Die großartigsten Luxus-Grills gibt es nicht im Handel, Seiteneinsteiger haben sie entwickelt: Tischler, Metallbauer, Ingenieure. Ihre Modelle haben nur eine kleine Auflage, alle bestechen durch enorme Funktionalität – und machen mächtig Eindruck
Hajatec
Der Extreme
Erfinder: Hartmut „Josh“ Jabs
Steckbrief
HAJATEC ET 1000
Grillmethode: Holzkohlegrill
Besonderheit: Die massiv konstruierten Grillroste verhindern Fett-Tropfen und Funkenflug
Höchste Temperatur: 300 Grad
Maße: 50 cm x 85 cm x 66 cm, 130 kg Gewicht
Preis: etwa 13 759 Euro
Bezug und Infos: www.hajatec.de
Er kostet so viel wie ein neuer Audi – der Hajatec Holzkohlegrill EHR 1320 D, nämlich knapp 35 000 Euro. Es gibt Hajatecs aber auch schon zum Schnäppchenpreis von 6000 Euro (G 800). In jedem Fall sind die Grills von Hartmut „Josh“ Jabs extrem – aufwendig, solide, schwer und eben auch extrem teuer. Das passt zu seinem Erfinder Josh Jabs, der sich erst beim absoluten Optimum seiner Vorstellungen zufriedengibt. Der Grill vermeidet jegliche Fett-Tropfen, da diese durch einen doppelt konstruierten Grillrost in eine Auffangwanne abgeleitet werden. Außerdem verhindern die mit Granulat gefüllten massiven Grillstäbe den Funkenflug. Der Hajatec wiegt in der großen Version knapp 300 Kilo, seine 70-Kilo-Haube lässt sich nur dank pneumatischer Getriebe heben.
In Bedrängnis kam Jabs, als er seine vergoldete Version des Luxusgrills an einen Scheich in die Emirate verkauft hatte – und sich dort der Grill nicht öffnen ließ. Jabs flog nach Abu Dhabi und bemerkte, dass der Wüstensand das Getriebe blockiert hatte (er baute daraufhin eine Hydraulik ein). Für den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch installierte er auf dessen Yacht mehrere seiner Grills, musste aber ein eigenes Löschsystem dafür entwickeln – wegen des Seegangs. Immerhin hat Jabs seine Grills auch an ambitionierte Restaurants geliefert wie das Medici in Baden-Baden oder das Goldene Kalb in München. Berühmt und gerühmt wurde sein Grill-Catering für Eckart Witzigmanns 70. Geburtstag 2011 in der Münchner Waldwirtschaft. Eine Zeitlang betrieb Jabs einen elitäres Steakhouse in Berlin, den „Golden Beef Club“, den er während der Pandemie schließen musste. Heute bietet er mit Sohn Christopher Grillkurse und Catering-Events in Gatow, Mara-Cabo. Jabs Kunden sind Liebhaber sehr teurer Fleischstücke. „Die gelingen auf meinem Grill am besten“, sagt er, „und der Preis rechnet sich auf Dauer. Man hat keinerlei Verschleiß.“
Flammkraft
Der Moderne
Erfinder: Bernd Augustin, Manuel Lasar
Steckbrief
Grillmethode: Gasgrill
Besonderheit: Extrem heiß durch Hochleistungsbrenner
Leistung: 15 000 Watt
Höchste Temperatur: 900 Grad
Maße: 100 cm x 50 cm x 114 cm, 90 kg Gewicht
Preis: 5800 Euro
Bezug und Infos: www.flammkraft-shop.de
Ruhig, geordnet und seriös hätten die beiden Ingenieure Bernd Augustin, 40, und Manuel Lasar, 42, ihre Jobs in der Autobranche beschließen können – sie waren sehr erfolgreich darin, für deutsche Autohersteller die Regelungstechnik zu konzipieren. Wenn da nicht dieses gemeinsame Hobby gewesen wäre: Kochen und Grillen. Ende 2014 suchte Lasar für sein neues Haus in Münster einen passenden guten Gasgrill, fand aber keinen, der seinen Ansprüchen genügte: „Im Internet sahen die alle gleich aus“, erzählt er. Also: einen eigenen bauen!
In einem Hotel in Wolfsburg saßen Lasar und Augustin, so geht die Legende, zusammen und konzipierten ihren Grill in einer einzigen Nacht auf dem Papier. Schlank und kubisch sollte er aussehen und reichlich Brennpower bieten, auch der Name war gefunden: Flammkraft. Sie ließen Stahlteile schneiden und schweißen und bauten sie 2015 in einer Scheune zusammen. „Dabei zahlten wir Lehrgeld“, sagt Lasar, „denn die Stahlseiten wurden viel zu heiß, und der Grill sackte förmlich zusammen.“ Also wurde das Chassis optimiert – und mit drei Millimetern Stärke doppelwandig gebaut. Infrarot-Keramikbrenner der höchsten Leistung wurden schräg unter den Rost montiert, um die Hitze optimal zu bündeln. Fett wird über Auffangbleche abgeleitet. Der „Flammkraft Block D“ kostet knapp 6000 Euro und ist beeindruckend effizient, der massive Stahlgrill wiegt 100 Kilo und kommt in zehn Minuten auf seiner Hauptgrillfläche von null auf 500 (Grad). Die „Röstzone“ erreicht sogar 900 Grad. 500 Flammkraftgeräte wurden 2020 verkauft, „wir wachsen um hundert Prozent“. Und die Autobranche? „Ist uns viel zu kleinteilig!“
Monolith
Der Traditionelle
Erfinder: Matthias Otto
Steckbrief
Grillmethode: Holzkohle-Keramik (Kamado)
Besonderheit: Das massive Keramikmaterial hält konstant eine große Hitze
Höchste Temperatur: 400 Grad
Maße: 59 cm x 71 cm x 120 cm, 115 kg Gewicht
Preis inkl. Gestell und Seitentische: 1349 Euro
Bezug und Infos: www.monolith-keramikgrill.de
Matthias Otto hat erreicht, wovon viele Entwickler nur träumen können: Er hat eine Marke geschaffen, die für sich steht – ein Kultobjekt. Sein „Monolith“ ist ein Kamado, eine Art Grill-Ei aus massiver Keramik nach japanischem Vorbild. Zwar kann der Monolith solo auf seinen Metallfüßchen stehen, besser aber steckt man ihn durch ein Loch in einen praktischen Rollwagen. Denn der ausgewachsene große Kamado wiegt gut und gern seine 200 Kilo, dafür erreicht er locker 400 Grad, „innerhalb von 15 Minuten“, wie Otto erklärt. Die Temperatur des Holzkohlegrills lässt sich mit Öffnungsfenstern auf dem Deckel und an der Unterseite steuern. Das robuste Material aus massiver Keramik mit Ton und seine geradezu brutale Hitzeentwicklung machen den Monolith zur idealen Outdoorküche, „man kann ihn sehr gut als Steinbackofen im Garten nutzen”, sagt Otto, „für Pizza ist er fantastisch, aber auch fürs Langzeitgrillen mit Bratspießen oder Feuerplatten.“
Zuletzt grillte sein Schöpfer auf der überdachten Veranda in Osnabrück geschmorte Rinderkeule, Kalbsbäckchen und eine Bouillabaisse, „alles ganz easy“. Selbstverständlich garte er auch die Weihnachtsgans im Monolith. Matthias Otto, 56, konzipierte ursprünglich Maschinen für die Textilherstellung. Aber leidenschaftlich gegrillt hat er seit je her und den Garten „zur Freude meiner Frau“ mit allen möglichen Grills vollgestellt. Bei einem Besuch bei Freunden in Texas begegnete er dem ersten Keramik-Kamado und war beeindruckt. In China entdeckte er eine Manufaktur, die den Monolith nach seinen Vorstellungen fertigen konnte. Heute beschäftigt er 16 Mitarbeiter und produziert jährlich zehntausend Monolithe. Die Fangemeinde (mit Profis wie Tim Mälzer) wächst stetig.
Sheriff
Der Komfortable
Erfinder: Marcel Stabenow, Alexander Möhle
Steckbrief
Grillmethode: Pelletgrill
Besonderheit: Temperaturfühler überwachen permanent die Hitze und den Gargrad im Fleisch
Leistung: 144 Watt, muss an die Steckdose angeschlossen werden
Höchste Temperatur: 310 Grad, die Zeit bis dahin dauert durch den engen Brennbehälter etwas länger
MAße: 130 cm x 63 cm x 140 cm, 80 kg Gewicht
Preis: 1500 Euro
Bezug und Infos: www.moesta-bbq.com
Von allen Grillsystemen ist der Pelletgrill der bequemste: Man füllt eine gute Menge Holzpellets in den eingebauten Brenner, drückt eine Zündtaste – und los geht’s. Der Pelletgrill brennt so konstant wie eine Heizung, man kann ihn dank seiner elektronischen Steuerung völlig sorglos benutzen – er lässt buchstäblich nichts anbrennen. Der „Sheriff“, entwickelt von Alexander Möhle und Marcel Stabenow, erreicht in zwölf Minuten 130 Grad auf dem Grillrost, nach weiteren zehn bis fünfzehn schon etwa 300 Grad. Mit seinem liegenden Rohr-Korpus, dem abgeknickten, drehbaren Schornstein und der Bedieneinheit im davorgebauten schwarzen Kasten erinnert er an ein kleines Modell einer Dampflok.
Möhle, 47, und Stabenow, 34, betreiben die Firma Moesta, der Name ist aus den beiden verkürzten Gründernamen zusammengesetzt. In Löhne in Ostwestfalen, dem deutschen Zentrum für Küchenbau, verdienten die beiden ihr Geld bei einem Beschlaghersteller für Küchenelemente. Eher ungeplant mieteten sie ein leer stehendes Ladengeschäft und importierten, zunächst nur als Hobby, amerikanisches Grillzubehör wie Burgerpressen und Pizza-Aufsätze für klassische Kugelgrills. In den Pelletgrills, die in den USA sehr populär sind, aber in Deutschland noch eher unbekannt, sahen die beiden einen Wachstumsmarkt. Für seine Entwicklung konnten sie einen Standortvorteil nutzen: Metall- und Kaminöfenbauer kannten sie bereits durch die Küchenproduktion gut. „Wir haben den Grill gebaut, den wir uns genau so wünschten“, sagt Stabenow, „mit Temperaturfühlern überall, für die Anfangstemperatur auf dem Rost, die Zieltemperatur, die Kerntemperatur im Fleisch, das Warmhalten. Viel Grillspaß, null Stress!“
Brennwagen
Der Mobile
Erfinder: Florian Wagner
Steckbrief
Grillmethode: Gasgrill
Besonderheit: Die Räder eines Kleintraktors machen den Hochleistungsgrill bequem fahrbar
Leistung: 17 000 Watt
Höchste Temperatur: 1000 Grad
Maße: 129 cm x 98 cm x 125 cm, 135 kg Gewicht
Preis: ab 7000 Euro
Bezug und Infos: auf Facebook, hello@brennwagen.de
Der typische schwäbische Tüftler Florian Wagner verdient zwar sein Geld mit Software-Programmen, aber sein Herz schlägt für polierten Edelstahl, Bolzen und Lenkachsen. Wann immer es ihm die Zeit erlaubt, holt der gebürtige Böblinger in seinem Garten in Oberhausen seinen chromglänzenden Liebling aus dem Carport: den GT 1200 – einen Grill der Luxusklasse, 145 Kilo schwer, aber kinderleicht fahrbar dank vierer gummibereifter Räder und einer Lenkachse. Preis: 7000 Euro. Wagner hat ihn entwickelt: den „Brennwagen“. „Mein Grill hat 21 PS“, sagt Wagner und schmunzelt, „also 17 Kilowatt. Der Brennwagen hat zwei Langbrenner und zwei Hochleistungsbrenner, kommt in wenigen Minuten von null auf 1000 Grad. Das ist der Clou!“ Reifen, Lenkung, PS – nicht von ungefähr erinnert Wagners Grill an einen Sportwagen, auch das Firmenlogo lässt an den Schriftzug eines Lamborghini denken.
In seiner ersten Karriere arbeitete Wagner tatsächlich in der Formel 1: Der gelernte Maschinenbauer betreute als Produktionsingenieur die Rennwagen von Toyota. 2009 stiegen die Japaner aus dem Rennzirkus aus, und Wagner hatte plötzlich Zeit für etwas Eigenes – einen Grill! Schnell waren die ersten Entwürfe skizziert. Mit dabei waren die Freunde aus der Konstanzer Studienzeit, Daniel Ernst und Andy Wiedmaier: „Wir steckten uns gegenseitig mit unserer Begeisterung an“, sagt Wagner. „Wir wollten einen richtigen Männergrill bauen, der handwerklich Spaß machen sollte. Mit massiver Leistung, einzigartigem Design und gut beweglich für den Garten.“ Wagner selbst grillt am liebsten Schweinebauch auf seinem GT 1200. Aber er hat geheiratet, seine Frau ist Vegetarierin. „Ich grille nicht mehr so viel“, sagt er. „Aber die Liebe zum Basteln, die bleibt!“