Unsere Helden: Essigproduzent Alois Gölles
Der Apfelbalsam extra alt von Alois Gölles
Das Beste, das aus einem Apfel werden kann? Mus, Saft, Cidre, Schnaps? Nein – die Königsklasse erreicht das Kernobst als Essig! Und zwar als „Apfelbalsam extra alt“ von Alois Gölles, Essig- und Brennmeister aus der Steiermark. 20 Jahre lang reifte der Essig in Holzfässern, ganz so wie bei den Balsamicoproduzenten in Modena: in einer „Batteria“, einer Reihe von Fässern aus Eiche, Kastanie, Kirsche, Akazie oder Esche. Der Balsam von Gölles verdient seinen Namen: Die Farbe erinnert an Espresso, der Duft an Zwetschgenkompott, Pflaumenmus, Kirschen, etwas Holunderbeeren, aber auch an Kaffee, Tee, Bitterschokolade und Lakritz. Der Essig rollt langsam, so dickflüssig wie Sirup, über die Zunge und begeistert mit Noten von Früchten und einem feinen Spiel zwischen süß und sauer. Fabelhaft!
Ein Kilo für einen Schilling
Die fast vergessenen Sorten
Der zweite Karriereschritt von Alois Gölles
Der Essig war Gölles zweiter großer Karriereschritt, nachdem er sich als exzellenter Obstbrenner weit über Österreichs Genießer-und Restaurantszene hinaus einen Namen gemacht hatte. 1984 gründete er seine Essigmanufaktur, die heute als charmantes, modernes und sich zugleich fein in die Landschaft fügendes Haus aus Natursteinen und -ziegeln Riegersburg beherrscht. Gölles war stets umtriebig, lernte den Obstbau in allen Facetten kennen, absolvierte seine Ausbildung an der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg, arbeitete auf Plantagen ebenso wie in Fruchtsaft-Anlagen. Bei Praktika in Italien begeisterte sich Gölles für die Herstellung des Aceto Balsamico Tradizionale in Modena, der aufwendig aus Traubenmost eingekocht und dann viele Jahre in Fässern gelagert wird. Ob sich das nicht auch zu Hause mit dem steirischen Obst machen ließe? Es funktionierte.
„Apfelbalsam“ für die Nouvelle-Cuisine-Bewegung
Gölles Erlebniswelt
Heute ist das Gölles-Business mehr denn je Essig. Längst hat er den Schnaps überrundet, auf 30 000 Liter Obstbrand kommen 100 000 Liter Essig im Jahr – auch aus dem eigenen Gemüse wie Tomaten oder Spargel und aus stark gehopftem Bier. Die Söhne David, Christoph und Johannes brennen in einer eigenen Manufaktur in der Steiermark Whisky, Gin und Rum. 2015 hat Gölles seine „Erlebniswelt“ aufgebaut, mit Shop, Bistro, Schnapsbar, interaktivem Obstgarten und Besichtigung von Brennerei und Essigkeller, wo 1400 Eichenfässer lagern. Ein Besuch lohnt sich, denn mit reichlich Genuss lernt man, was aus so einem Apfel alles werden kann. www.goelles.at