Regionale Delikatessen in der Lüneburger Heide

Regionale Delikatessen aus der Lüneburger Heide

Die Lüneburger Heide ist ein Naturparadies, das nicht nur zur Blüte einen Ausflug oder Kurzurlaub lohnt. Denn junge Hoteliers und einfallsreiche Erzeuger machen die idyllische Gegend neuerdings noch attraktiver, bieten Köstliches und viel Entspannung. Ein Blick auf die regionalen Delikatessen aus der Lüneburger Heide.
Text Julius Schneider
Datum30.06.2023

Heide-Gin: "In der Heide, von der Heide, für die Heide"

Dr. Gerhard Bosselmann erlebt die Lüneburger Heide so, wie es nur wenige tun – bei Vollmond. Um drei Uhr morgens, wenn nicht ein einziger Tourist durch die Weiten dieser einzigartigen Landschaft wandert, steht er mit schweren Stiefeln in der Heide, blickt auf den Boden und sucht nach Kräutern für seinen Gin, sie sollen dann am aromatischsten sein. "Es gibt Zeiten, da stehen Pflanzen voll im Saft, und das schmeckt man auch", sagt er. "Mit Aberglauben oder Esoterik hat das nichts zu tun – mir geht es um die allerbeste Qualität." Sogar den Wacholder sammelt er von Wildpflanzen in der Heide, dank einer Sondergenehmigung darf er das. Kein Aufwand ist dem 66-Jährigen zu groß, um einen Gin herzustellen, der seine Herkunft im Namen trägt: Heide-Gin. So wird die Landschaft zum Markenzeichen und ein Spirituosenproduzent zum Botschafter, der zeigt, dass die Heide mehr zu bieten hat, als hübsch zu blühen. Die größte zusammenhängende Heidefläche Mitteleuropas, zwischen Hamburg, Bremen und Hannover gelegen, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet der Norddeutschen, wird aber auch im Rest des Landes immer beliebter. Jährlich kommen mehr als 34 Millionen Tagestouristen in die Region. Die Pandemie hat dem Urlaub in der Heimat einen Boom beschert, und auch die Wertschätzung für regionale Produkte ist stark gestiegen. Gerhard Bosselmann gehört mit seinem Heide-Gin zu einer Gruppe lokaler Produzenten, die mit Stolz ihren Landstrich vertreten. "In der Heide, von der Heide, für die Heide", wie er gerne sagt.

Der Stimbekhof: Mitten im Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide

Altes Fachwerk mit zeitgemäßen Konzept: Der Stimbekhof liegt mitten im Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide.

Zu diesem Netzwerk gehört auch der Stimbekhof, ein Reetdach-Ensemble von 1920, das von drei jungen Hoteliers aus Hamburg geführt wird. Jovitha James, Sabrina Walterscheidt und Björn Bohlen haben das ehemalige Tagungshotel Anfang 2020 übernommen und in ein liebevoll geführtes Gasthaus verwandelt – mitten im Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide. 27 Zimmer und Suiten verteilen sich auf die Fachwerkhäuser, dazwischen grüne Wiesen, ab und zu ein Liegestuhl zum Entspannen. "Unsere Gäste schätzen den persönlichen Kontakt zu uns, hier checkt niemand anonym ein und aus“, sagt Björn Bohlen, der immer ein offenes Ohr für seine Gäste hat. "Hier auf dem Land ticken die Uhren eben anders", sagt er. "Und bei uns sowieso." 

Die Brauerei "De Lütte" in der Lüneburger Heide

Jan-Hendrik Koch macht mit seiner Brauerei "De Lütte" süffiges Bier – und seine Nachbarn stolz.

Neues wagen, andere Wege gehen, das zeichnet auch die Erzeuger in der Heide aus. Jan-Hendrik Koch und sein Heideblüten-Pils sind ein gutes Beispiel. Der Braumeister leitete eine Hamburger Mikrobrauerei, bevor er sich selbstständig machte. "Ich dachte mir, es gibt so viele ungelernte Brauer, die ihre eigene Brauerei eröffnen, da muss ich das als Braumeister mit über 25 Jahren Berufserfahrung erst recht machen", sagt er. Seine Brauerei "De Lütte" in Salzhausen macht die Anwohner stolz, die Nachfrage kann er mit seinen kleinen Sudkesseln gar nicht bedienen, deshalb wird er die Produktion noch in diesem Sommer vergrößern.

Landschlachterei Meyer in Bispingen – Transparenz und Regionalität

Kochs süffiges "Barnsteen", unfiltriert und unpasteurisiert, gibt es auch im Stimbekhof, ebenso den Heidschnucken-Schinken der Landschlachterei Meyer in Bispingen – ein Betrieb, der seit 1928 hier verwurzelt ist und sich der heimischen Schafrasse verschrieben hat. Die Tiere dienen vor allem der Landschaftspflege. Sie verwerten das nährstoffarme Heidekraut, brauchen keine Antibiotika und sind den ganzen Tag an der frischen Luft. Die Kunden wissen genau, woher die Produkte kommen. Transparenz und Regionalität, die andere Produzenten heute als Verkaufsargument entdecken, sind hier seit jeher selbstverständlich.

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Biohof Stövesandt: Unerwartete Produkte in der Lüneburger Heide

Würde man in der Heide nicht vermuten: frischer Ingwer vom Biohof Stövesand.

Ingwer und Kurkuma hingegen würde man eher nicht mit der Heide in Verbindung bringen. Für den Landwirt Hermann Reinecke vom Biohof Stövesandt in Bergen ist die Arbeit mit diesen – eigentlich typisch asiatischen – Knollengewächsen alltäglich geworden, und die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr. "Wir wollen eine neue Regionalität schaffen, mit Produkten, die man hier nicht vermuten würde", sagt er. Das Kerngeschäft seiner Eltern sind noch immer Milchvieh, Zuckerrüben und Kartoffeln, aber der Boden bietet viel mehr Möglichkeiten. So baut Hermann Reinecke Heilkräuter wie Schafgarbe an, auch Aroniabeeren gedeihen bei ihm und werden zu Saft verarbeitet oder als Pulver verkauft. Der Hof ist seit 1587 in Familienbesitz, die junge Generation denkt neu – und bewahrt gerade damit die Tradition.

Besondere Nachhaltigkeit auf dem Heidehof Schulz in Uelzen

Ähnlich wie auf dem  Biohof Stövesandt ist es auch auf dem Heidehof Schulz in Uelzen. Die Familie baut hier unter anderem Süßkartoffeln an, doch das Besondere ist der nachhaltige Ansatz. Süßkartoffeln, die aufgrund ihrer Form oder Größe nicht in den Handel kommen, lassen sie zu Chips verarbeiten. "Statt Abfall wird daraus eine leckere Knabberei", sagt Sönke Schulz, der den Snack seiner Schwester Sina gewidmet und nach ihr benannt hat. Die Chips gibt es in ausgewählten Spezialitätenläden, und natürlich kennt sie auch Björn Bohlen vom Stimbekhof. "Wir haben hier mehr als Heidehonig", sagt der Hotelbetreiber, "das Tolle ist ja, dass es in der Region so viel zu entdecken gibt."Seine Gäste freut’s: Abends sitzen sie bei Heide-Bier und Heidschnucken-Schinken auf der weitläufigen Terrasse. Später gibt es dann noch Heide-Gin.

Schlafen & Essen in der Lüneburger Heide

Stimbekhof, Bispingen
Heide-Idylle und persönliche Atmosphäre, dazu viele Produkte aus der Gegend.
www.stimbekhof.de

Althoff Hotel Fürstenhof, Celle
Prachtvolles Hotel in einem Barockpalais von 1670.
www.althoffcollection.com

Schloss Lüdersburg, Lüdersburg
Weitläufiges Gebäude-Ensemble mit eigenem Golfplatz.
www.schloss-luedersburg.de

"Henrys Restaurant", Buchholz in der Nordheide
Inhabergeführtes Restaurant mit zeitgemäßer Landhausküche, viele Produkte kommen aus der Heide.
www.restauranthenrys.de

"Röhms DeliI“, Lüneburg
Ungezwungene Kombination aus Restaurant, Café und Delikatessen-Shop mit regionalen Produkten.
www.roehmsdeli.de

"Das Esszimmer", Celle
International inspirierte Küche in gemütlich-ländlichem Ambiente.
www.dasesszimmer-celle.de

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