Eis: Italiens bestes Gelato
So wie Pizza und Street Food ist auch wieder angesagt in Italien. Handwerker eben so wie Ketten haben die Szene in den letzten zehn Jahren kräftig belebt. Und das Eis hat sich gewandelt – zumindest teilweise, wenn man bedenkt, dass noch immer 70 Prozent der Kunden erst mal Stracciatella bestellen.
Natürlich musste sich die Eisherstellung zunächst an die immer kompliziertere Ernährungsweise moderner Städter anpassen. So gibt es neuerdings Eis ohne Laktose, ohne Gluten, nur mit Fruchtzucker, aus Biozutaten oder vegan. Schrittweise hat das Eis seine Farbe verändert, seine Intensität, seine Konsistenz und schließlich auch seinen Geschmack, sodass es sich schon in den Kreis der vorderen Menügänge vorwagen darf.
Immer anspruchsvoller werden auch die sorgsam ausgewählten Zutaten verarbeitet. Im Gegenzug gibt es die Beschränkung auf die klaren, eindeutigen Aromen von – ein Lichtblick angesichts der zusehends verschwurbelteren Kompositionen ...
In Italien gibt es von Nord bis Süd Hersteller mit viel Sachverstand und handwerklichem Können, die dem Gelato eine ganz neue Geschmacksvielfalt geben. Wir stellen Ihnen elf herausragende Betriebe vor – sie alle machen aus schlichter Eiscreme ein ernstzunehmendes Gourmet-Erlebnis.
Otaleg –Viale dei Colli Portuensi 594, Rom
Wer über Gelato reden will, muss „Otaleg“ kennen! Marco Radicioni hat sein Eislabor 2012 eröffnet, nachdem er reichlich Erfahrung bei einem Pionier für hochwertige Eiscreme gesammelt hatte. Radicioni setzt auf handwerkliches Können. Und er setzt auf Transparenz: Die Eismaschine und alle Zutaten sind für die Kunden sichtbar hinter Glas. Radicioni entwickelt jede Geschmacksrichtung selbst. Die viele Handarbeit wird belohnt mit feinen, intensiv schmeckenden Ergebnissen.
De’ Coltelli – Via San Paolino 10, Lucca
Gianfranco Cutelli eifert einem berühmten sizilianischen Landsmann nach, dem er sein Eislabor gewidmet hat: Francesco Procopio De’ Coltelli. Der hat schon im 17. Jahrhundert ein Verfahren für die Eisherstellung entwickelt und von Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. dafür ein königliches Patent erhalten. Auch Cutelli begeistert heute mit geschmacksstarkem Eis, sowohl bei den traditionellen Sorten als auch bei den modernen Kompositionen – nicht zu vergessen das Granité!
Soban – Piazza Gramsci 23, Valenza
Nach zehn Jahren Erfahrung in Deutschland, übernahmen Paolo und Gianpiera Soban 1977 im piemontesischen Valenza eine historische Gelateria. Zwei weitere Filialen werden inzwischen von ihren drei Kindern geführt. Andrea Soban ist der Profiliertestevon ihnen: Er verknüpft traditionelles Handwerk mit modernsten Methoden wie dem Einsatz von flüssigem Stickstoff und hat mit seinen Kollegen Gianfranco Cutelli und Paolo Brunelli und anderen in diesem Jahr das Buch „Avanguardia Gelato“ herausgebracht.
Galliera 49 – Via Galliera 49 B, Bologna
Ein engagiertes Team betreibt seit 1988 diese Werkstatt, die als Eisdiele nur unzureichend beschrieben ist. Eiscremes, Sorbets und Granités sind unglaublich geschmacksintensiv und außerdem originell. Daneben wird viel Wert auf regionale Produkte gelegt.
La Gourmandise – Via F. Cavallotti 36 B, Rom
In seiner winzigen Werkstatt macht Dario Benelli hervorragendes Eis. Er verwendet zum Beispiel Ziegen- statt Kuhmilch, weil sie reicher an wertvollen Inhaltsstoffen und besser verdaulich sei. Unter den vielen Sorten finden sich Rhabarber und Veilchen, Datteln mit Vanillepfeffer, Kaki und Amaretto, Himbeere in Rosenwasser, Safran mit Nusskrokrant. Ursprüngliche, regionale und ökologische Produkte.
Cioccogelateria Brunelli – Via Carducci 7, Senigallia (Ancona)
Als Exsommelier ist Paolo Brunelli das seltene Beispiel eines Gastronomen, der sich dem Eis zugewandt hat. Seine Sorten, viele in Bioqualität, sind ausgesprochen raffiniert.
Gelateria di Matteo – Piazza A. Torre 13/ 15, S. Antuono di Torchiara (Salerno)
Seit Jahrzehnten zählt Raffaele Del Verme zu den wichtigsten Eisherstellern, die Wände in seinem Café sind mit Auszeichnungen dekoriert. In dem kleinen Dorf im Cilento bewahrt er die Tradition mit besten Sorten aus regionalen Zutaten.
Cremeria Capolinea – Viale Ettore Simonazzi 14, Reggio Emilia
Simone de Feo ist ein Verfechter der ursprünglichen Eiscreme mit Sahne, was seinem Geschäft den Namen gab. Er macht tolle Versuche mit salzigem Eis, aber auch klassische Sorten überraschen; dazu kommen Granité, Semifreddi (Halbgefrorenes), Mousses und Hefeküchlein. Mindestens einmal muss man den „One shot one kill“ probiert haben: ein Eis traditioneller Machart, mit Zimt und großen Rosinen (Zibeben), die in rauchigem Ardbeg Whisky eingelegt wurden.
Makì – Piazza degli Avveduti 1, Fano (Marken)
Makì heißt im örtlichen Dialekt einfach „genau hier“ und ist eine Verbeugung vor der Stadt, in der Familie Luzi lebt und arbeitet. Antonio und Paola Luzi hatten bis Mitte der 60er Jahre eine Eisdiele in Mailand betrieben und kehrten in ihre Heimat zurück, um natürliches Eis herzustellen – ohne Farbstoffe, Aromen und jegliche Art von gehärteten Fetten. Wenn irgend möglich, verwenden die Luzis nur Zutaten aus der Region, von kleinen Manufakturen und in Bioqualität. Tipps: die Sorbets und Schokoladenvarianten.
Cremeria Scirocco – Via A. Barelli 1, Bologna
Andrea Bandiera hat seine Eisdiele 2004 eröffnet, um seine Liebe zum sizilianischen Eis zum Beruf zu machen. Binnen weniger Jahre wurde er zur Bologneser Instanz in Sachen Eiscreme und Desserts mit Eis. Sehr interessant sind seine salzigen Kompositionen, höchst geschmacksstark aber auch traditionellere Sorten, für die er Rohmilch eines kleinen Hofes aus der Nachbarschaft verwendet.
Pasticceria Santo Musumeci – Piazza S. Maria 5, Randazzo (Catania/ Sizilien)
Santo Musumeci und seine Tochter Giovanna widmen sich seit Jahren feinstem Eis mit erstklassigen, oft heimischen Zutaten und verspielten Namen.