Kulinarik, Musik und Kultur: Entdecken Sie Belfast
Das erwartet Sie hier:
Unter Belfasts pastellfarbenem Sommerabendhimmel leuchten die glatte, zehn Jahre junge Fassade des Metropolitan Arts Centre, kurz MAC, und daneben eine senkrecht aufragende silberne Nadel. Die wurde 2007 auf das Dach der St. Anne’s Cathedral gesetzt. Die Kirche ist auf sandigem Boden gebaut, einen Turm hatte sie nie bekommen, so ein Schwergewicht wäre für den Untergrund zu viel gewesen. Als in der Stadt wieder Platz war für Ideen, zog anstelle eines Turms die 80 Meter hohe, vergleichsweise leichte Stahlspitze ins Viertel, eine neue Ikone der Stadt, „Spire of Hope“ genannt, Spitze der Hoffnung. Gut 30 Jahre lang gab es in der Hauptstadt Nordirlands wenig Raum für Hoffnungen und Ideen, da verliefen zu viele Fronten durch Belfast, viele Viertel der Stadt waren hart umkämpft während des Nordirland-Konfliktes, den sie hier schlicht „The Trouble“ nennen. Nun, da seit einem Vierteljahrhundert die Waffen ruhen, hat beides wieder Platz. Und die Hoffnungen und Ideen nehmen ihn sich auch, machen sich breit, geben sich gegenseitig immer wieder Energie.
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Das Cathedral Quarter in Belfast
Das Cathedral Quarter ist Belfasts ältester Teil und heute auch der bunteste. Durch seine Gassen spaziert tags wie nachts ein Mix aus Rucksacktourist:innen, Passagier:innen der Kreuzfahrtschiffe, von denen inzwischen Hunderte hier im nahen Hafen haltmachen, Student:innen der neuen University of Ulster, Locals in Ausgehlaune. Kaum ein Hinterhof, in dem nicht ein Pub in den nächsten fließt, kaum eine Wand, die kein Bild trägt. Und besonders bunt wird es an der Ecke Kent Street/Union Street, wo farbenfrohe Figuren, Landschaften und rätselhafte Szenen keinen Platz mehr für nackten Beton lassen. Die Gestaltung von Wänden war in Belfast lange vor allem Reviermarkierung, im mehrheitlich katholischen Westen und im mehrheitlich protestantischen Osten der Stadt ist das noch gut zu sehen, da ist kaum eine Wand ohne politische Botschaft. Aber hier in der Mitte erzählen die Bilder auch ganz andere Geschichten, haben sich längst vom immer noch schwelenden Konflikt gelöst.
Vom Cathedral Quarter läuft man zehn Minuten durch Belfasts kleine, geschäftige Fußgängerzone, vorbei am opulenten Victoria-Shoppingcenter, zu jenem Ort, der seit dem frühen 20. Jahrhundert das Herz der Stadt ist: die City Hall, das Rathaus, das von einer Rasenfläche umgeben ist, auf der zahlreich und bis in den späten Abend hinein gepicknickt wird, während Doppeldeckerbusse in allen Farben um das Gebäude herum Tetris spielen und sich die Sonne in den verglasten Hochhäusern spiegelt, die jüngst nebenan gewachsen sind. Die helle, neobarocke Fassade der City Hall ist von einer 53 Meter hohen Kuppel gekrönt und erzählt vom späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Belfast eine boomende Industriestadt war und sich so einen Prachtbau leistete. Ihren Reichtum verdankte sie vor allem der Leinenproduktion, „Linenopolis“ war ihr Spitzname. Von 1851 bis 1901 wuchs ihre Bevölkerung von rund 87 000 auf fast 350 000 Menschen.
In Erinnerung an die Titanic
Textilien, Tabak, Whiskey und Früchte wurden von hier exportiert. Und einige der prächtigsten Schiffe der Welt. Zwei gigantische gelbe Kräne ragen nahe des Lagan, Belfasts Fluss, auf, beide tragen in Schwarz die Aufschrift „H & W“. Harland & Wolff war damals eine der visionärsten Werften, ihr berühmtestes Werk die „Titanic“, die hier in Belfast am 2. April 1912 zu ihrer ersten und letzten Fahrt aufbrach. Mit dem „Titanic“-Drama wollte die Stadt lange nicht viel zu tun haben, das ganze Gelände dämmerte in der Werftenkrise vor sich hin und dem Niedergang entgegen. Dann kamen zur selben Zeit der Friedensprozess in Gang und der „Titanic“-Blockbuster in die Kinos. Die Stadt erkannte das Potenzial, benannte das Gelände um in Titanic Quarter und eröffnete 2012 das Titanic Belfast, ein gigantisches Erlebnismuseum mit einer markanten Fassade, die aktuell so ziemlich jeder Belfast-Reiseführer auf dem Cover hat. Daneben wurde Studas alte H & W-Hauptquartier zum Titanic Hotel, etwas weiter die Straße runter stehen die Titanic Studios, ein begehrter Drehort.
Die Stadt hat schnell gelernt, wie sie sich schick macht und gut vermarktet. Hier, nahe der Mündung des Lagan, gibt sie sich glatt poliert, und ihre Besucher haben alle paar Meter etwas zu gucken: neben dem „Titanic“-Spektakel ein historisches Schiff, diverse Kunstwerke, die sich auf Fotos gut machen, Cafés, Souvenirshops und gelegentlich ein buntes Glasfenster, das Szenen zeigt, die rätselhaft wirken – zumindest auf jene, die die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ nicht gesehen haben. Noch ein weiterer Zuschauer-Hit, der Belfast jede Menge Touristen beschert, große Teile sind in Nordirland gedreht worden, einige Szenen in den Titanic Studios, weitere Drehorte liegen nicht weit entfernt außerhalb der Stadt. Jeder sechste Belfast-Besucher, so heißt es, komme heute wegen „Game of Thrones“. Fast zwei Millionen Übernachtungsgäste waren es vor der Pandemie jedes Jahr.
Die besten Restaurants in Belfast
Muddlers Club
Fine Dining in lässiger Atmosphäre im Stil eines Speakeasy mit heimischen Produkten und eine der drei Topadressen der Stadt. themuddlersclubbelfast.com
Ox
Stylishes Fine Dining in zeitgemäßem Interior Design mit starkem Fokus auf Saisonalität und eines der drei Toprestaurants. oxbelfast.com
Eipic
Das erste Spitzenrestaurant in Belfast mit stilvoll-eleganter Atmosphäre und das beste Haus der Stadt. deaneseipic.com
Home
Frischeküche im Bistrostil mit New Yorker Flair und schönem Lichtdesign. homebelfast.co.uk
Deanes at Queens
Lebhafte Brasserie an der Universität mit frischer Küche. michaeldeane.co.uk/deanes-at-queens
Im Muddlers Club und Ox in Belfast genießen Sie Fine Dining in entspannter Atmosphäre
Belfast: voller Lebensfreude und Energie
Und beide Seiten wirken, als könnten sie es nicht ganz fassen: die Besucher:innen, was für eine lebensfrohe, energiegeladene Stadt sie hier vorfinden. Und die Bewohner:innen, dass inzwischen viele Menschen einen Trip hierher machen, dass sie Spaß an Belfast haben. „Dass Touristen nach Belfast kommen, fühlt sich immer noch so neu an“, sagt Melanie Harrison, die seit 2020 im Süden der Stadt das kleine, individuelle 16-Zimmer-Hotel The Harrison betreibt. „Wir sind leidenschaftlich dabei, dass Besucher eine gute Zeit haben und das Beste von Belfast sehen.“ Melanies Idee: Besucher:innen und Belfaster:innen gleichermaßen zu feiern, alles unter ihrem Dach. Jedes Zimmer ist einer Persönlichkeit gewidmet, die eine Geschichte hat mit dieser Stadt – Schriftsteller wie Seamus Heaney, Samuel Beckett und Jonathan Swift, Musiker wie Ruby Murray und Van Morrison. Wenn Belfast altehrwürdig und gediegen ist, dann hier in Melanies Gegend, dem Queen’s Quarter, wo viele Häuser älter sind als die Troubles oder die „Titanic“, wo es manche schon gab, bevor Belfast offiziell zur Stadt wurde, das sehr stattliche von Melanie zum Beispiel. 1879 wurde es für eine wohlhabende Familie gebaut, 1888 verlieh Queen Victoria dem blühenden Industriestandort am Lagan River die Stadtrechte.
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Zwischen all der Veränderung, all dem Aufbruch und Neuanfang tut es gut, hier mitten durch die Beständigkeit zu spazieren. Fünf Gehminuten die Straße hoch liegt der Botanische Garten, in dem ebenso gern gepicknickt wird wie vor der City Hall. Und gerahmt wird die grüne Lunge des Viertels von zwei Schwergewichten: dem backsteinernen Hauptgebäude der Queen’s University und dem Ulster Museum. Ein paar mehr Minuten Melanies Straße hinunter steht das US-amerikanische Generalkonsulat. Und unweit davon ein Studentenwohnheim. „Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo Studenten in einer der feinsten Straßen wohnen“, sagt Melanie.
Für den Abend ist sie im Cathedral Quarter mit einem Freund verabredet, Paul McVeigh, der genau am anderen Ende der Stadt aufgewachsen ist, im stark konfliktgeschüttelten Norden. Die Erinnerungen daran hat er im Roman „Guter Junge“ verarbeitet, einem Bestseller hier in Nordirland. „Als Junge der Arbeiterklasse habe ich mich in der Literatur nicht wiedergefunden“, erzählt er. Bis er dem Arbeiterkind selbst eine Stimme gegeben hat. Paul hat lange in London gelebt, nach Belfast zurück kam er zunächst aus familiären Gründen. Jetzt hat er ein eigenes kleines Haus hier, das sei in London nicht denkbar gewesen. Überhaupt ist das Leben in Belfast sehr viel bezahlbarer als in London oder Dublin. Nordirland sei für ihn wie ein Zwillingspaar, sagt Paul, „ein freundlicher Ort, der Dich willkommen heißt. Und andererseits schnell dabei, wenn es um Streit geht.“ Aber es sei etwas im Gange, so seine Hoffnung, hier forme sich eine neue Verbindung zur Welt. Und am Ende ist es genau das, was so bewegend ist an dieser Stadt. Dass sie einfach Gas gegeben hat, als das wieder ging.
Stilvoll übernachten in Belfast
The Merchant
5-Sterne-Hotel im viktorianischen und Art-déco-Stil im Cathedral Quarter. themerchanthotel.com
The Fitzwilliam Hotel
Luxuriöses Haus neben dem Grand Opera House. fitzwilliamhotelbelfast.com
Grand Central Hotel
4-Sterne-Haus und das höchste Gebäude der Stadt. grandcentralhotelbelfast.com
Titanic Hotel
4-Sterne-Haus gegenüber dem Schifffahrtsmuseum. titanichotelbelfast.com
The Harrison
Sehr individuelles Boutiquehotel, persönlich geführt. chambersofdistinction.com