Zunächst muss man sich klarmachen, dass die meisten Höfe auf der Südseite der Berghänge liegen. Auf der Nordseite gibt es nur wenige, weil es dort noch sehr viel rauer ist. Auf ihren Höfen haben sie dort oben ein paar Kühe, ein paar Schweine, manchmal Hühner, vielleicht Kartoffeln, aber mit Getreide wird es schon schwierig. Es ist ein sehr, sehr karges Leben. Bis heute.
Früher allerdings war es geradezu unvorstellbar hart. Als die Schulpflicht in Südtirol eingeführt wurde, brachen die Kinder von den hochgelegenen Höfen teilweise morgens um sechs bei Dunkelheit auf, stapften stundenlang durch den Schnee hinunter in die Schule und nachmittags stundenlang wieder hinauf. Sie kamen zurück, wenn die Kühe das zweite Mal gemolken werden mussten und es wieder dunkel war. Bis heute finden wir die Vorstellung, zwei, drei Stunden zu einem Bergbauernhof aufzusteigen, in dem die alten Traditionen gelebt werden, wild-romantisch. Aber das ist die Sichtweise von autofahrenden Städtern!
Tatsächlich haben die Menschen, die dort oben leben, mittlerweile Internet und Mobiltelefon, aber ihr Leben bleibt dabei trotzdem entbehrungsreich. Dass es heute eine Straße hinauf zu jedem Hof und moderne Kommunikation gibt, ist vor allem dem ehemaligen Landeshauptmann Luis Durnwalder zu verdanken. Er ist selbst Bauernsohn und sorgte dafür, dass man die abgelegensten Höfe auch mit dem Auto erreichen konnte. Das ist sicher einer der wichtigsten Gründe dafür, dass dort heute überhaupt junge Menschen leben. Sonst wäre diese wunderbare Kulturlandschaft längst verschwunden, so wie es zum Beispiel in Frankreich vielerorts schon passiert ist. In Südtirol gibt es sie – noch.