Kaisersaal in Ravensburg
Der erste Eindruck: spektakulär. Ein über fünf Meter hoher Raum von 1906, zwischen Parkett und Jugendstilstuck beeindrucken futuristische Scheibenleuchten und ein Triptychon von Manfred Scharpf an der Stirnwand. Hermann Müller, auch Eigentümer des Amtzeller „Schattbuchs“, schweigt zu den Kosten. Günstig war es sicher nicht, schon wegen des in den Saal gebauten Küchenkubus. Hinter dessen Spiegeln und Schiebefenstern will ein motiviertes Team dem Ambiente gerecht werden. Mindestens. Mit Kevin Leitner steht ein Chef am Pass, dem wir zuletzt am Bodensee eine bessere Bühne wünschten. In Ravensburg nutzt er sie.
Erste Grüße (Spinattarte, Kimchi-Gurke, Schmorfleisch-Sandwich) deuten Richtung alter Klasse, im Laufe des Menüs zeigt sich eine deutliche Steigerung: Die handwerklich klassische Gänseleberterrine bekommt mit fermentierter Kiwi und leicht nach Mirabellen schmeckendem Dörrobst-Kombucha eine lieblich-elegante Begleitung. Den Kaisergranatschwanz, nussig-speckig im Aroma, belegt mit Shiso und Mispelstückchen, frischen winzige Kohlrabiwürfel auf, dazu eine Sauce aus den Kohlblättern. Man ahnt, auch in der vegetarischen Liga spielt Leitners Mannschaft stark: Die Pastinakenwaffel mit gehobelter Roter Bete und herb-süßer Ziegenkäse-Berberitzen-Sauce ist originell und gekonnt, jetzt Obacht, dass der Saucentopf am Tisch bleibt. Dass dann die bissfesten Gnocchi zum Seeteufel mit Zedratzitrone und Mönchsbart dieses Niveau nicht halten und eine „Savarin“ genannte Hefeteigkugel mit Rhabarber eher optisch punktet – geschenkt!
Zwölf Jahre nach dem früh verstorbenen Küchengenie Albert Bouley ist Ravensburg wieder eine Reise wert. Schließlich stimmt auch der Rest: ein aufmerksamer, erstaunlich schnell eingespielter Service plus eine Weinkarte mit interessanten Entdeckungen aus Baden. FAZIT: Eindrucksstarke Küche in eindrucksvollem Ambiente. Ulf Sundermann
Der erste Eindruck: spektakulär. Ein über fünf Meter hoher Raum von 1906, zwischen Parkett und Jugendstilstuck beeindrucken futuristische Scheibenleuchten und ein Triptychon von Manfred Scharpf an der Stirnwand. Hermann Müller, auch Eigentümer des Amtzeller „Schattbuchs“, schweigt zu den Kosten. Günstig war es sicher nicht, schon wegen des in den Saal gebauten Küchenkubus. Hinter dessen Spiegeln und Schiebefenstern will ein motiviertes Team dem Ambiente gerecht werden. Mindestens. Mit Kevin Leitner steht ein Chef am Pass, dem wir zuletzt am Bodensee eine bessere Bühne wünschten. In Ravensburg nutzt er sie. Erste Grüße (Spinattarte, Kimchi-Gurke, Schmorfleisch-Sandwich) deuten Richtung alter Klasse, im Laufe des Menüs zeigt sich eine deutliche Steigerung: Die handwerklich klassische Gänseleberterrine bekommt mit fermentierter Kiwi und leicht nach Mirabellen schmeckendem Dörrobst-Kombucha eine lieblich-elegante Begleitung. Den Kaisergranatschwanz, nussig-speckig im Aroma, belegt mit Shiso und Mispelstückchen, frischen winzige Kohlrabiwürfel auf, dazu eine Sauce aus den Kohlblättern. Man ahnt, auch in der vegetarischen Liga spielt Leitners Mannschaft stark: Die Pastinakenwaffel mit gehobelter Roter Bete und herb-süßer Ziegenkäse-Berberitzen-Sauce ist originell und gekonnt, jetzt Obacht, dass der Saucentopf am Tisch bleibt. Dass dann die bissfesten Gnocchi zum Seeteufel mit Zedratzitrone und Mönchsbart dieses Niveau nicht halten und eine „Savarin“ genannte Hefeteigkugel mit Rhabarber eher optisch punktet – geschenkt! Zwölf Jahre nach dem früh verstorbenen Küchengenie Albert Bouley ist Ravensburg wieder eine Reise wert. Schließlich stimmt auch der Rest: ein aufmerksamer, erstaunlich schnell eingespielter Service plus eine Weinkarte mit interessanten Entdeckungen aus Baden.