Neu getestete Restaurants und Hotels

Konzept: Nach dem „Pink Pepper“ sind Benjamin und Ramona Kriegel nun im Düsseldorfer Medienhafen tätig. Mit toller Tischware und einem ambitionierten Menü in fünf bis sieben Gängen herrscht hier nun wieder Gourmetanspruch.
Küche: Benjamin Kriegel setzt auf viele regionale Zutaten, bereichert geschickt heimatliche bis europäische Geschmacksbilder mit weltoffenen Einflüssen. Charismatischer, feiner Säuregeber ist häufig Fermentation wie Sellerie-Kimchi und fermentierter Karottensaft zu sanft gegarter Eifel-Lachsforelle. Handwerklich exzellente Seezungen-Rolle traf auf sanft fermentierte Kohlrabi und Röstzwiebel-Dashi.
Wein: Ehefrau Ramona begleitet die ausdrucksstarken Gänge treffend zwischen Klassikern (Rebholz, Huber) und Individualisten wie Foradori. Gute auf Europa konzentrierte Weinkarte mit fairen Preisen.
Atmosphäre: Im spektakulären Kubus im Hafenbecken mit Terrasse überzeugt neben den Ausblicken durch Glasfronten und eleganter, reduzierter Einrichtung, z. B. Vitra-Stühle an angenehm voneinander entfernten Tischen, eine engagierte Gastlichkeit.
Fazit: Neustart auf gewohnt hohem Niveau in legerem Rahmen mit besonderem Flair.
Konzept: Sven Evers setzt nun als Küchenchef mit neuem Team fort, was dieses Gourmetrestaurant auszeichnet: Französisch inspirierte Küche in einem Menü mit 5-10 Gängen.
Küche: Der Koch setzt hochwertige Produkte fast puristisch in Szene und überzeugt dabei durch Handwerk und Kreativität. Bretonische Poget Austern als Entrée lässt er natur, mariniert oder pochiert servieren, zarte Jakobsmuscheln danach begleiten geschmorte Selleriewürfel und Lauch auf einer samtig-aromatischen Velouté. Geschmacklich auf den Punkt gegart gefällt die leicht blutig gegarte Brust der Challans-Ente mit Schwarzwurzel und Orangenblüte.
Wein: Französisch ausgerichtet ist auch die Karte. Lohnenswert sind Proben nahe gelegener Güter wie Schloss Wackerbarth oder Martin Schwarz.
Atmosphäre: Stilvoller Rahmen im Festsaal der Villa Sorgenfrei durch antik gestaltete Wände, Spiegel, Lüster und edlem Geschirr. Bodentiefe Fenster gewähren Ausblicke auf die Terrasse den gepflegten Garten. Gastgeberin Carolin Vogt und Sommelier Christoph Gerischer sorgen mit ihrem angenehm-professionellen Auftritt für zeitgemäße Behaglichkeit.
Fazit: Kulinarisches Erlebnis in einem historisch eindrucksvollen Unikat.
Konzept: Fine Dining Restaurant im Familienbetrieb, das Restaurant gehört zum Hotel Görtler. Serviert wird ein Menü mit sechs bis neun Gängen.
Küche: Die Freude am Kochen schmeckt man dem Menü von Johannes Steingrüber an. Hinter „Borscht“ verbergen sich mit Aal gefüllte Ravioli in einem Sauerkraut-Rote-Bete-Sud, dessen Duft sofort an die osteuropäische Suppe erinnert. Fein abgeschmeckt und mit dem Knacken piemontesischer Haselnüsse. Confierter Saibling, butterzart, serviert mit Kimchi-Beurre Blanc und einer Mayonnaise aus schwarzem Knoblauch. Leichte Schärfe mit wohltuender Fettigkeit und ein perfekt gegarter Fisch - sehr gut! Das Tatar vom Kalb wird mit dreifach konzentrierter Consommé aufgegossen und ist mit Zimt und Kardamom abgeschmeckt. Das schmeckt so gut, dass es den reichhaltigen Gruyère-Espuma gar nicht gebraucht hätte.
Wein: Eine gute Auswahl mit passenden Weinen. 70 Positionen stehen auf der Karte, 25 gibt es glasweise.
Atmosphäre: Beste Aussicht auf den Harz durch die großen Fenster, auf der einen Seite ein offener Pass, wo man dem jungen Team beim Anrichten der Teller zusehen kann. Der Service unter der Leitung von Michael Schmidt ist zugewandt und immer entspannt.
Fazit: Ein genussvolles Erlebnis in entspannter Atmosphäre.
Konzept: In einem historischen Fachwerkhaus des Weinorts werden Spitzenprodukte mit Blick nach Frankreich topmodern und feinsinnig in Szene gesetzt.
Küche: Das Menü „Maximum“ in bis zu sieben Gängen startet mit einem roh marinierten Black Cod und einer Nocke Kaviar on top in einem ausbalancierten Säure-Schärfe-Spiel mit gelber Bete, Safran und Wasabi. Ein Ton-in-Ton-Wohlfühlgericht sind die mit Topinambur, Herbsttrüffel und Ochsenschwanz gefüllten Agnolotti in einer Vin-Jaune-Sauce. Der Challans-Ente in einer Albuferasauce mit Bittersalaten und einer kleinen Spitzkohlroulade wird durch Ingwer und Kaffirlimette die Schwere genommen. Einen ähnlichen ätherischen Effekt hat im Dessert eine Earl-Grey-Essenz zu Variationen von Kokos, Mandarine und Opalys-Schokolade.
Wein: Lara Schocke kuratiert eine Weinkarte mit gut 250 Positionen, die ihren Fokus in der Pfalz hat, sich aber auch Richtung Burgund und Bordeaux öffnet.
Atmosphäre: Edelrustikale Behaglichkeit mit Kachelofen, terracottafarbenen Bodenfliesen sowie teils offenem Gemäuer und Gebälk. Im Sommer sitzt man im lauschigen Innenhof.
Fazit: Wohlfühlen auf hohem kulinarischem Niveau.
Konzept: Schon der legendäre Restaurantkritiker Wolfram Siebeck lobte das Restaurant in den höchsten Tönen. Und seither ist es noch besser geworden. Küchenchef Florian Kellerbauer ist Gemüse-Fan.
Küche: Die Karte ist unterteilt in „Leidenschaft“ und „Heimat“: Butterzartes Rehragout aus heimischer Jagd (€ 27,90), Zwiebelrostbraten, der auch dank grandios-intensiver Rind-Thymian-Jus (€ 24,90) unvergessen bleibt. Bei den „Leidenschaft“-Gerichten zeigt Kellerbauer seine ganze Kreativität: Erbsen-Gazpacho mit Ricotta, Oliven und einem separat gereichten Stück Schwarzfederhuhn (€ 8,90). Zweierlei vom Lamm mit schwarzem Knoblauch und Aubergine (€ 34). Fantastische Desserts.
Getränke: Die Weinkarte listet 40 Posten. Hausgemachte Cocktails.
Atmosphäre: Schöner, dunkel furnierter Gastraum, erhöhte Sommerterrasse im 1440 erbauten Patrizierhaus.
Konzept: Entspanntes, klassisch elegantes Gourmetrestaurant mit venezianisch pointiertem Charme.
Küche: Feinsinnig ausgefeilte Genusswerke. Die Teller sind unaufgeregt um einen Hauptakzent arrangiert und spielen smart mit allen Aromen dieser Welt. Spannend ausbalanciert ist das Pairing von scharf angebratenem Gelbflossen-Thun und knackiger Wildfang-Langoustine mit schmelzender Avocadocreme, die den begleitenden marinierten Radieschen wie der mit Kaffirlimette abgeschmeckten Sojajus subtil die Säurespitzen nimmt. Bildschön in Szene gesetzt: sous-vide gegartes und à la minute gebratenes Filet vom Kalb mit zartem, noch bissfestem Bäckchen in eigener Jus. Die sautierten Pfifferlinge dazu „wachsen“ apart aus würziger Petersiliencreme. Familie Schwingshackl hegt Rotwild und Galloways, was wunderbaren Rücken, Filet und Leber von Reh und Hirsch auf die Karte bringt, dazu Edles vom Rind für Klassiker wie Filet mit Gänseleber und Trüffel.
Wein: Sommelière Katharina Schwingshackl hat 600 Weine im Keller. Darunter Weiße, Rote und Rosés, die sie, wie den Spätburgunder Blauschiefer von Meyer-Näkel an der Ahr, gemeinsam mit Winzern abstimmt.
Atmosphäre: Entschleunigung leicht gemacht, beim kulinarischen Verwöhnkonzept im eleganten Restaurant mit Terrassenblick bis zu den Alpen.
Fazit: Hochgenuss am Berghang, nicht nur für kulinarische Zwischenstopps.
Restaurantleiter Christoph Schneider betreibt neben dem im kleinen Läublinpark gelegenen ehemaligen Gärtnerhaus „Café Gupi“ auch das „Weingut am Schlipf – Claus Schneider“, das mit seinen handgelesenen, schlanken Weinen gut vertreten ist. Rund die Hälfte der gut 400 Positionen umfassenden Karte sind Gutedel („Gu“) aus dem Markgräflerland und Spätburgunder („PI“ für „Pinot“), die namensgebend fürs Restaurant waren, das zwei befreundete Brüderpaare betreiben. Wer an der beeindruckenden Bar mit Neon-Illuminierung essen möchte, darf das gern tun, oder er geht gleich in den mit vier Tischen größten Gastraum. Es gibt vier (jeweils auch vegetarische) Gänge, dazu zwei weitere Gerichte als Supplement. Die „Knöpfle“ sind aus Spinatteig, am Tisch wird reichlich Trüffel darübergehobelt – mit der intensiv-cremigen Bergkäse-Trüffel-Sauce ein vielversprechender Beginn. Gelungen auch der Zander mit Artischocke, kurz gebraten und als ausgebackene Praline aus säuerlich-marinierten Spänen. Dazu eine sämige Safranvelouté, die den Eigengeschmack von Fisch und Gemüse unterstreicht. Polarisierend dann der Hauptgang: Rehrücken von tiefroter Farbe, der Rehgeschmack kommt optimal zur Geltung. Die zu fruchtig geratene Jus stört indes, zudem verfängt das Süß-Säure-Spiel zwischen Zwetschge und säuerlicher Kürbis-Spirale nicht so gut wie beim Fisch – ein konzeptioneller, kein handwerklicher Fehler. Großartiges Dessert: eine kontrastreiche Kombination aus Birne, Kardamom und Schokolade.
Untergebracht in einem von Jugendstilarchitekt Otto Wagner entworfenen Schützenhaus, das Teil einer geplanten Wehranlage werden sollte, liegt das Fischlokal direkt am Wasser. Die Tische am Fenster haben einen fantastischen Blick auf den Donaukanal und die Wiener City. Ähnlich stimmungsvoll das Innere des prächtigen Gebäudes, das sich über drei Etagen erstreckt und im maritimen Stil designt ist. Die Küche kann mit diesem Ambiente nicht ganz mithalten. Chef de Cuisine Fatih Ilhan, der zuvor unter anderem im Wiener „Do&Co“ am Herd stand, legt eine von Spanien inspirierte Karte vor: mit Wolfsbarsch, Dorade und Scampi aus der Vitrine, die solide gebraten auf den Teller kommen, und einer kleinen Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Zweierlei Steaks holen Fleischfans mit an Bord. Handwerklich perfekt der in Buttermilch marinierte, in eine krosse Panade gehüllte Kabeljau, der mit knackigem Coleslaw serviert wird. Dem Oktopus mit geschmortem Gemüse und reichlich Olivenöl fehlte es etwas an Balance. Ansprechend ist die international gestaltete Weinkarte, ausbaufähig das Angebot an Desserts. Neben einem Flan und Sorbets lockt lediglich der flaumige, von einer duftigen Schokoladensauce bekrönte San-Sebastián-Cheesecake. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt ebenso versöhnlich wie der freundliche Service. Die Küche muss ihre Linie noch finden.
Ein paar Meter entfernt von der Kathedrale haben Sommelière Camille Favain und Koch Thibault Monnerie im renovierten ältesten Stadthaus des Finistère ihr Restaurant eröffnet: „Eskemm“ ist Bretonisch und heißt so viel wie Austausch. So befindet sich unten eine kleine halbrunde Bar für den geselligen Aperitif, im Obergeschoss sind mit büffellederbezogene Sitzmöbel und versenkte Deckenspots. Der ursprüngliche Charme des historischen Natursteingemäuers ist geblieben. Kleine zeitgemäße kulinarische Kunststücke sind das, was Thibault Monnerie an die Holztische schickt. So spielen sie auch mal mit der Dekonstruktion französischer Klassiker. Foie gras kommt etwa auf hefigem Lemon-Cake, dekliniert Textur wie Aromatik mit einem Foie-gras-Milchshake und holt sich Frucht von Erdbeere und Schwarzbeerkonfitüre. Die Küche bedient sich gekonnt globalisierter Aromen. Auf der Haut gebratener Dorsch mit Orangenfilets und Basilikum verliebt sich auf der Stelle in die begleitende Mandel-Trauben-Note andalusischer Ajo blanco. Krossen Schweinebauch begleiten geschärftes Ingwer-Karamell, gepickelter Sellerie und seine Creme. Im Finale kombiniert der Chef mit Orangenblüten und Rosenwasser parfümierte libanesische Ziegenmilchrahmcreme, begleitet von Erdbeeren, ihrem Sorbet und einem Tropfen Holunderblütenlikör. Camille Favain hat im Keller Regale mit Burgundern und Rhône-Weinen. Darunter viele natur und bio.
Nach Jahren im Ausland kehrt einer der progressivsten Küchenchefs Italiens zurück in seine Heimat und kocht im altehrwürdigen Bozener Parkhotel Laurin. Dario Tornatore zählt zu den kreativsten, innovativsten und wohl auch humorvollsten unter den Köchen seines Landes. Anstatt sich einem fixen Verkostungsmenü zu unterwerfen, stellt der Gast die Speisenabfolge selbst zusammen, indem er aus einem Dutzend Gerichte wählt. Sie alle spiegeln, wie es sich für echte Autorenküche gehört, nicht nur die Herkunft, sondern auch die Auslandserfahrungen des Kochs (Frankreich, Asien und der arabische Raum), wider, ohne dabei die exzellenten Zutaten Südtirols zu vernachlässigen. Besonders gelungen etwa die Gyoza, japanische Teigtaschen, die der 40-jährige Neapolitaner in der Art seiner Geburtsstadt mit Kartoffeln und Provolone („pasta e patate“) füllt und mit einer Sauce aus dem Käse sowie mit einer Kartoffelessenz anrichtet. Ein zugleich erdiges und auf japonistische Art luftig-leichtes Gericht, das mit Essstäbchen gereicht wird. Wunderbar auch die Puttanesca di montagna (vom Berg), bei der lokale Zutaten wie Beeren und Kornelkirschen die ansonsten üblichen süditalienischen Tomaten, Oliven und Kapern ersetzen. Untergebracht ist das Restaurant in einem ehemaligen, erst vor wenigen Jahren umgebauten Glashaus mitten in einem üppigen Garten, dem das zentral gelegene Laurin den Zusatz „Parkhotel“ verdankt.
Wie eine zu Glas und Beton erstarrte, sanft geschwungene Welle thront das Hotel der Savoy-Hotelgruppe zwischen den Bettenburgen von Funchal, Madeiras Hauptstadt. Die luftige Lobby vermittelt ein wenig Las-Vegas-Feeling wie auch die Galáxia Skybar. Die Luxusherberge gehört zu den „Leading Hotels of the World“,. Für eine betuchtere Klientel wurde jüngst ein extra Bereich im abgetrennt, ein exklusives Boutiquehotel mit 40 Zimmern in den obersten Stockwerken: „The Reserve“. Eigener Eingang, weißer Rolls-Royce Phantom vor der Tür, eine eigene Lounge am Flughafen, 24-Stunden-Butler-Service für alle Zimmer. Man will die Nummer eins auf der Insel werden. Alle Zimmer des Hotels im Hotel haben Meerblick und Balkon, die meisten sind Suiten, mindestens 69 Quadratmeter groß, etliche mit eigenem Pool. Pastellfarbene Tapeten und loungiges Mobiliar verbreiten Wohlfühlatmosphäre in den Zimmern. Im Restaurant „Nikkei“ wird japanische Fusion-Küche serviert, das Fine-Dining-Restaurant „Galáxia“ punktet abends mit seiner Aussicht auf die Lichter der Stadt – die ist aufregender als die routinierte internationale Küche. Im legeren „Jacarandá“-Club bleiben die „Reserve“-Gäste bei Frühstück, Lunch und Afternoon-Tea unter sich, das Highlight ist der Dachgarten samt Sonnenliegen, Bali-Betten und Infinitypool mit 270-Grad-Blick über Hafen, Meer und Stadt. Mehr Luxus geht nicht auf Madeira.