Food-Trends 2025: Die kulinarischen Entwicklungen

Feinschmecker Trend-Report 2025: Was kommt, was bleibt?

Das Neueste in Sachen Food, Getränke und Lifestyle. Vom Dry-aged Fisch über den klassischen Negroni bis hin zu futuristischen Robotern in der Gastronomie - die Vielfalt und Innovation ist beeindruckend.
Text Uwe Pütz
Datum07.02.2025

1. Pistazien erobern die Gastro-Welt

Pistazien haben die Gastro-Welt fest im Griff. Ob in Likör, Pesto, Creme oder Croissants – die grüne Steinfrucht ist längst überall. In Sizilien, wo die schmackhafte Bronte-Pistazie wächst, hat sie es von der traditionellen Süßware Cannoli bis in die Großstadtcafés geschafft. Der Hype um Dubai-Schokolade mit Pistaziencreme und Teigfäden hat zuletzt soziale Medien erobert. Doch auch in der gehobenen Küche kommt sie zum Einsatz – etwa als Pistazienkruste für Fleischgerichte.

2. Asiatische Aromen aus Japan und Korea

Egal, auf welche Speisekarten man schaut, ob in Berlin, Bielefeld oder Baiersbronn – die Aromen und Techniken Asiens ziehen sich durch die Gerichte in den Spitzenküchen. Vor allem Japan ist beliebt, mal als Grundierung, mal als Upgrade. Spitzenköche wie Christian Bau (Nennig), Tohru Nakamura (München) oder Christoph Rainer (Elmau) waren Vorreiter.

Überall findet man aktuell Yuzu, Ponzu und Shoyu auf den Karten, ebenso wie die Brühe Dashi und die Eierstich-Art Chawanmushi. In Teeschalen gedämpft, eignet sie sich als delikate Beilage ebenso wie Umeboshi, hierzulande unter dem Namen Salzpflaume bekannt. Dabei entpuppt sich die eingelegte Frucht im Mund als kleines Geschmackswunder. Keine Frage: Asien begeistert mit Aromenvielfalt. Zuletzt galt das kulinarische Interesse aber auch Südkorea, das uns Spezialitäten wie Tteokbokki (Reiskuchen) oder Gimbap, die koreanische Variante von Sushi, nahebrachte. Und das fermentierte Gemüse Kimchi wird schon mal mit einer klassischen Beurre blanc zur Auster serviert. Sushi und Sashimi gehören mittlerweile ohnehin zum Grundnahrungsmittel, Ramen, Gyoza oder Dim-Sum ebenso.

3. Handpulled Noodles aus China

Es klingt nach „Bäng Bäng“, wenn Köche die dicken, handgezogenen BiángBiáng-Nudeln auf den Tisch klatschen. Ursprünglich ein Arbeiteressen aus China, haben sie es als It-Piece in die Foodie-Szene geschafft. Lokale wie „Batu Noodle Society“ oder „Cyn Cyn“ in Hamburg erleben dank der dicken, geschmackvollen Nudeln großen Zulauf.

4. Dry-Aged Fish – gereifter Fisch mit intensivem Geschmack

Sea-Charcuterie von Fischhändler Sebastian Baier aus Börnsen.

Nach dem Vorbild von Dry-Aged-Beef wird auch Fisch inzwischen wochenlang bei Temperaturen zwischen null und zwei Grad gereift. Dieser Prozess intensiviert das Aroma und sorgt für eine außergewöhnliche Textur. Pionier des Trends ist Koch Marco Müller, der in seinem Berliner Restaurant „Rutz“ Dry-Aged-Karpfen serviert.

5. Klassenbeste: die Tristan-Languste

Sie weckt Begehrlichkeiten in den Top-Restaurants der Welt. Die Languste, benannt nach dem Eiland Tristan da Cunha, lebt in den Gewässern um die Insel zwischen Südafrika und Brasilien, wo sie in großen Tiefen gefangen wird. Mit dem delikaten, nussigen Aroma wetteifert sie mit dem Blauen Hummer um den Krustentier-Thron, dank ihres festen Fleisches erobert sie gerade die gehobene Sashimi-Küche.

6. Cima di Rapa: Italienischer Stängelkohl

Der Stängelkohl, ursprünglich in Apulien angebaut, hat einen unvergleichlichen bitter-aromatischen Geschmack und ist sehr gesund. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er es in Deutschland zum Trendgemüse geschafft hat. Genießbar ist alles an dem „italienischen Brokkoli“ – vom Stiel bis zu den Knospen. In Apulien sind Orecchiette con Cima di Rapa übrigens das Nationalgericht.

7. Vegetarismus auf dem Vormarsch

Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse bezeichnen sich mittlerweile 8,43 Millionen Deutsche als Vegetarier – ein Plus von 310.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Gastronomie, wo vegetarische und vegane Konzepte immer mehr Raum einnehmen. 

Dazu passt, dass die Marktforscher von Statista dem Geschäft mit Fleischersatzprodukten inzwischen ein jährliches Wachstum von neun Prozent voraussagen. Erfolgreich ist zum Beispiel die „Vegane Fleischerei“ aus Dresden mit Filialen in Berlin, Hamburg und München.

8. Kringel mit Kardamom

Zuerst waren es die Zimtschnecken, jetzt sind es die Kardamom Buns, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Erst verführten uns die Schweden mit den duftenden Zimtschnecken, nun findet eine neue Variante den Weg in Bäckereien und Cafés. So hat jüngst die Hamburger Kaffeerösterei „Elbgold“ ihr Angebot um einen Kardamom-Bun erweitert. Statt Zimt verleiht eine ordentliche Prise des indischen Gewürzes dem saftigen Hefekringel eine kräftig-würzige Note.

9. Schöner Schein

Dessert aus dem Restaurant „Vendôme“ in Bergisch Gladbach.

Trompe-l’Œil heißt so viel wie „das Auge täuschen“, und täuschend echt sehen die Tomaten oder Früchte aus, die Patissier Sébastien Quazzola vom „Le Richmond“ in Genf als kunstvolle Desserts kreiert. Eine köstliche Mogelpackung.

10. Citrus iyo – ein besonderes Früchtchen

Die japanische Zitrusfrucht "Iyokan" (Citrus Iyo) sieht fast wie eine Mandarine aus.

Sie sieht aus wie eine Mandarine, ist aber keine. Die Zitrusfrucht stammt aus Japan und ist dabei, unter dem Namen Citrus iyo oder Iyokan im Fine Dining neue Akzente zu setzen. Geschmacklich changiert sie zwischen Mandarine und Grapefruit, ihren Charme entfaltet sie auch in kandierter Form, wenn die Schalen süßsäuerliche Noten im Mund entfalten.

1. Der Negroni feiert sein Comeback

Das leuchtende Rot gehört zu ihm wie die Olive im Martini. Im Glas spiegelt sich noch ein Rest Tageslicht, bevor der Aperitif den Übergang vom Feierabend zum Essen einleitet. Mögen manche noch ihren Aperol oder Limoncello Spritz schlürfen – Insider bestellen Negroni.

Man nehme zu gleichen Teilen Campari, guten Wermut (in Turin schwört man auf „Antica Formula“) und Gin, fertig ist der Urvater aller Aperitifs. Erfunden wurde er vom italienischen Grafen Negroni, dem der Milano-Cocktail aus Campari und Wermut zu schwach war, bis der Barkeeper Gin hinzufügte. Ja, stark ist er, und eben auch stark im Kommen wie die Aperitif-Kultur überhaupt in Deutschland. Zahlreiche neue Aperitivo-Bars bieten dazu Antipasti an, hochwertige Delikatessen wie San-Daniele-Schinken oder gut gereifte Käse sowie Seafood. Der Aperitivo ist ein Versprechen: Der Abend ist noch jung!

2. Alkoholfreie Getränke auf Top-Niveau

Die Nachfrage nach alkoholfreien Getränken boomt – in Deutschland werden jährlich Milliarden Euro dafür ausgegeben. Neue Manufakturen wie die dänische Firma Muri oder der österreichische Koch Klemens Schraml setzen auf kreative Alternativen: etwa Cuvées aus Johannisbeersaft, eingelegtem Rhabarber und Wacholderbeerkefir oder alkoholfreien Schaumwein auf Teebasis.

3. Deutschlands erste männliche „Weinmajestät“

Weinmajestät - statt Weinkönigin - ist erstmals Levin McKenzie.

Tradition trifft auf Moderne: Die Weinregion Rheinhessen hat erstmals einen Mann zur Weinkönigin – oder besser gesagt „Weinmajestät“ – gekrönt. Levin McKenzie vertritt nun die Region, unterstützt von seinen Prinzessinnen Katja Klemmer und Laura Schlösser. Er teilt seine Leidenschaft für Riesling und Grauburgunder in einem Blog und moderiert einen Wein-Podcast.

4. Weine im Klimawandel

Riesling aus Norwegen, Merlot aus Hessen – kommt bald der erste Beaujolais aus Sachsen? Durch die Auswirkungen des Klimawandels verändert sich die Landkarte des Weinbaus radikal. An einst kühlen Hängen, an denen der Riesling langsam heranreifte, ist es immer öfter zu warm. Dafür heimsen Winzer jenseits des Ärmelkanals internationale Preise mit Schaumweinen ein.

Insgesamt kämpfen viele Betriebe mit Hitze und Trockenheit – und passen sich an. In Bordeaux sind sechs neue Sorten zugelassen worden, die längere heiße Perioden überstehen können. In Südtirol kommen alte griechische Sorten zum Einsatz, in Spanien erschließen Winzer in den Pyrenäen Weinbaugebiete auf über 1200 Meter Höhe, was vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre.

Und in Deutschland experimentiert man mit pilzresistenten Reben (Piwis) wie Cabernet Blanc. Zugleich zeigen Winzer wie Markus Schneider in der Pfalz, welch gute Syrah- und Cabernet-Sauvignon-Weine inzwischen hier produziert werden.

5. Kaffee immer individueller

Ein guter Abschluss des Menüs: Chefköche arbeiten mit Röstern zusammen und bieten personalisierten Kaffee auch im Onlineshop an. Nach Nils Henkel („Bootshaus“, Bingen) zog auch das Münchner „Tantris“ nach (Bonjour No 1 von Dinzler). Bei Frank Rosin („Rosin“, Dorsten) gibt’s Rose’s Espresso von der Rösterei Odiba.

6. Pre-batched Drinks

Bars arbeiten zunehmend mit vorbereiteten Cocktails in der Flasche – „pre-batched“. Vorreiter ist Stephan Hinz (Little Link, Köln). Die hausgemachten Drinks aus besten Zutaten ersparen kleinen Barteams viel Zeit.

7. Mehr Umami in Getränken

Ein Drink aus Mandel-Miso und vergorenem Reisextrakt? Mixologen experimentieren mit fermentierten Zutaten, Gemüsen und Säften, um ihren Cocktails mehr Tiefe und überraschende Aromen zu verleihen.

1. Schokobraun und Mocha Mousse als neue Trendfarbe

Kelly Wearstler entwarf die Geschirrkollektion Dune mit Bernsteintönen für Serax.

Interior-Designer setzen auf warme, erdige Farbtöne wie Sandgrau, Karamell und Nougat. Besonders angesagt: Schokobraun, das als „neues Grau“ gilt. Das Farbinstitut Pantone kürte „Mocha Mousse“ zur Farbe des Jahres – ein satter Braunton, der an Kakao, Kaffee und Schokolade erinnert. Passend dazu präsentiert Serax die neue „Dune“-Kollektion von Designerin Kelly Wearstler, die an antike Töpferei erinnert und Lust auf Schokolade macht.

2. KI in der Küche – von smarten Öfen bis zu Kochrobotern

Kollege KI ist dabei, die kulinari­sche Welt umzukrempeln. Rezepte kann ChatGPT schon heute aus­spucken, sogar individuelle Essens­pläne mit saisonalen Zutaten. Und auch als smarte Servicekraft kommt die künstliche Intelligenz zum Einsatz. Im Restaurant auf Schloss Filseck verteilt Roboter Luigi brav die Gänge des Mittags­menüs an die Gäste, in Hamburg ist ein Kochroboter in der Lage, aus 72 Zutaten ohne menschliche Hilfe Gerichte für Lieferdienste zu kochen. Immer öfter nutzen auch Küchenchefs die KI, um den Wa­reneinsatz zu berechnen oder für die Personalplanung. Noch steht die KI nicht hinter dem Herd. Es fehlen ihr Sensoren für Ge­schmack. Doch auch daran wird bereits geforscht.

3. Holz für mehr Hygge

Bloß nicht zu clean: Was für den Wohnraum gilt, verschafft sich zunehmend auch in der Küche Raum. Es soll warm und behag­lich sein, deshalb stehen Holzküchen, Möbel und Accessoires wie der Salzbehälter aus Olivenholz von Bérard France gerade hoch im Kurs. Wobei die neue Liebe zum Holz viele Facetten zeigt, vom skandinavisch aufgeräum­ten Cabin Style bis zum alpinen Flair. Und wer es ganz indi­viduell möchte, lässt sein Massivholzinterieur bei den „Möbelma­chern“ in Fran­ken nach Maß anfertigen.

4. Porzellan in Optik von hartem Stoff

Der Designer Josep Font hat das Service aus Porzellan für die Töpferei Vajillas de Ultramar entworfen.

Porzellan in einer neuen Dimension hat der Modeschöpfer Josep Font mit seinem 24-teiligen Service erschaffen. Mit der Auftragsarbeit für das Madrider Töpferatelier Vajillas de Ultramar wollte der Modeschöpfer beweisen, wie man mit einem festen Material die Illusion eines textilen Gewebes hervorrufen kann. Tatsächlich bedurfte es akribischer Handarbeit, um die Blüten, Blumen und Schleifen aus Porzellan zu fertigen.

Fazit: Kulinarische Trends 2025

Ob neue Aperitif-Kultur, asiatische Aromen oder KI in der Küche – die Gastronomiewelt entwickelt sich rasant. Während Pistazien und fermentierte Zutaten neue Geschmackserlebnisse schaffen, sorgen technologische Innovationen für eine effizientere Zubereitung. Die steigende Beliebtheit von alkoholfreien Getränken und pflanzlichen Alternativen zeigt zudem einen nachhaltigen Wandel in den Essgewohnheiten. Eines ist sicher: 2025 hält für Feinschmecker viele spannende Überraschungen bereit!

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