Top 10 Schaumwein: Die besten Sekte

Es gibt Weingüter, die sind so konstant gut, dass man Jahr für Jahr den Text kopieren könnte. Das Weingut der Familie Aldinger ist so eines. Wären da nicht die Neuerungen in der Kollektion, die neben den Konstanten besondere Aufmerksamkeit generieren: Der Brut Nature Sekt 2017 behauptet seine Ausnahmestellung als einer der besten Sekte Deutschlands. Der Riesling aus dem Stettener Pulvermächer und der Lemberger aus dem Fellbacher Lämmler sind GGs, die ihren Titel gerechnet werden. Beim Chardonnay macht den Aldingers auch niemand etwas vor. Nun zum großen Ausrufezeichen namens Trollinger Rosé aus dem Untertürkheimer Gips. Mehr als 100,- Euro sind dafür ein Statement, aber dieser Wein ist herausragend gut. Wieder eine exzellente Kollektion! Mit dem 2023 Marienglas Untertürkheimer Gips Riesling GROSSES GEWÄCHS haben Aldingers den Riesling Cup 2024 beim Feinschmecker gewonnen.

Mark Barth setzt mit seinen Sekten seit einigen Jahren Maßstäbe und zeigt mit Hingabe, Passion und Können, wie elegante Sekte entstehen, die deutlich länger auf der Hefe reifen als üblich. Außerdem gilt er als Pionier des Riesling-Lagensekts. Der 2019 SCHÜTZENHAUS RIESLING brut nature entfaltet elegante Reifenoten von Brioche, Quittengelee und reifem Weinbergspfirsich. Er braucht Zeit, um sich zu öffnen, in einem größeren Glas entfaltet er seine aromatische Pracht mit Sicherheit etwas zügiger. Für den 2017 HASSEL RIESLING brut nature werden die Grundweine im großen Holz ausgebaut; Boskop-Apfel, reife Aprikose und dezente Nussigkeit sowie Schwarzteearomen unterstreichen seine Eleganz, Feinheit und Komplexität. Bei den Weinen hat uns der 2022 WISSELBRUNNEN RIESLING GG besonders überzeugt. Die Große Lage präsentiert sich grasig, floral, kräutrig, frisch und elegant.

Weißburgunder ist die Paradesorte von Carolin Bergdolt. Die Winzerin ist in der Geschichte des Weinguts die erste Frau, die das Heft in der Hand hat. Ihre Weine mag sie puristisch, selbst die Burgunder liegen meist unter einem Gramm Restzucker. Die beiden angestellten Weißburgunder könnten unterschiedlicher kaum sein. Der aus der Großen Lage Mandelberg steckt das Holz vom Tonneau fast komplett weg, zeigt stattdessen intensive gelbe Frucht, Mandelaromen und eine angenehme Fülle, ist dabei klar und geradlinig. Der Duttweiler Kreuzberg Weißburgunder duftet fein nach Jasmin und weißer Blüte, zeigt dezent rauchige Noten und eine herrliche Länge. Die zweite Liebe der Winzerin gilt dem Sekt, und ihr FLUXUS, eine Cuvée aus Chardonnay und Pinot noir, ist eine gelungene Verbindung reifer Noten von Apfel und Brioche mit einer feinen Hefenote, Saft und salziger Struktur.

Bereits im vergangenen Jahr haben wir mehrere Ausrufezeichen gesetzt, um die Kollektion von Sebastian Schür und Laura Burkhardt zu feiern. Das ist jetzt nicht anders. Die Sekte sind stimmig und zeugen von einer klaren Handschrift der beiden, die in Bürgstadt leben und arbeiten. Sebastian Schür leitet dort den Außenbetrieb von Paul Fürst, von wo auch ein Teil des Pinots stammt, den beide verwenden. Ein anderer stammt von seinem Bruder vom Kaiserstuhl, ebenso der Chardonnay, und zudem gibt es Pinot Meunier aus Tauberfranken. Die Sekte sind durchweg cremig und voller Substanz, gleichzeitig frisch. Das Schönste an diesen Schäumern, deren Grundweine in großen oder kleinen Holzfässern ausgebaut werden, ist ihre feine und elegante Textur, die uns begeistert.

Caroline Diel schafft es Jahr für Jahr, Weine von beeindruckender Klarheit und Präzision zu kreieren. Besonders herausragend ist 2014 die Burgunder-Cuvée MO Prestige brut nature mit 92 Monaten Hefelager. Sie verführt mit einem komplexen Bukett aus Bienenwachs, Bratapfel und roten Beeren – ein phänomenaler Sekt, der zu den besten Deutschlands zählen dürfte. Der 2022 Ortswein Burg Layen Riesling beeindruckt durch seine glasklare Struktur, während der Kabinett aus der Lage Pittermännchen mit animierendem Trinkfluss und Finesse glänzt. Die Erste Lage Burg Layer Schlossberg aus dem Jahrgang 2022 begeistert mit salziger Mineralität, feinem Schmelz und langem Nachhall. Das 2021 GG Burgberg ist eher zart, zeigt aber eine eindringliche Tiefe und wird auch in Jahrzehnten Freude bereiten. Eine Spitzen-Kollektion mit Spitzen-Punktzahl. Bravo!

Unsere Ratlosigkeit hält an! Zu gerne hätten wir unsere Kritik aus dem letzten Jahr relativiert und uns an der wiedergefundenen Normalform, die bei einem Top-Betrieb wohl immer auch Bestform ist, erfreut. Aber nach wie vor fehlen hier die Eigenschaften, die uns seinerzeit so gut gefallen haben: Wo sind Ausdruck, Eleganz und (noch immer nicht ganz definiert) stilistische Eigenständigkeit hin? Nach wie vor bewegen sich die Weine im Ungefähren, eine konsequente Linie ist nur mühsam auszumachen. Das, was zunächst als Substanz wahrgenommen werden kann (die Weine sind eher mittelschlank), wirkt im Glas gewissermaßen unverbindlich (möglicherweise wird das mit zunehmender Reife schlüssiger), weil es keine korrespondierende Größe, keine korrelierenden Merkmale zu geben scheint. Umso hoffnungsvoller die Ausnahme, auch wenn sie unserer Meinung nach die Regel bestätigt, der Blanc de Noir brut nature: aromatisch komplex, Mineralität und Schmelz in schönster Balance.

Wenn wir in diesem Jahr von nicht ganz stringenter Qualität und kleinen Schwankungen in der Kollektion von Philipp Kuhn sprechen, ist das wirklich jammern auf extrem hohem Niveau. Es sind Kleinigkeiten, die uns aufgefallen sind, wie der Reduktionsböckser im Saumagen Riesling und die etwas schwache Struktur beim Chardonnay Réserve. Begeistert hat uns hingegen der Blanc de blancs brut nature mit kernigem und geradlinigem Charakter, Aromen von Brioche und Hefekuchen, frischer Säure und feinen Perlage. Oder der Pinot blanc aus dem Kirschgarten, den die feine Holznote perfekt trägt, und der mit zarter Frucht und nussiger Länge definitiv einer der besten Weißburgunder ist, die wir dieses Jahr verkosten durften. Spannend der Viognier Réserve, ein Kraftpaket mit gut eingebundenem Holz, Noten von Orangenschale und einer feinen, aber eleganten Bitternote. Die Rieslinge aus den Großen Lagen sind natürlich aller Ehren Wert und die 5 F weiterhin stabil.

Sekt liegt im Trend, das prickelnde Getränk hat Hochkonjunktur. Auch an der Mosel, denn was in dem Familienbetrieb in Leiwen seit rund 40 Jahren produziert wird, gehört zu den besten, mehrfach ausgezeichneten Schaumweinen in Deutschland. Selektive Handlese, reifes Lesegut, schonende Pressung und klassische Flaschengärung sind die Basis für Familie Herres Singer, von denen uns der feinwürzige 2022 Gewürztraminer brut mit seiner eleganten Perlage und der 2020 Riesling Crémant extra brut am besten gefallen haben. Letzterer, weil er mit enormem Frischedruck und fruchtiger Aromatik den Gaumen füllt, dabei äußerst fein perliert und noch einige Augenblicke im Nachhall präsent ist. Die Spitze einer durchweg gelungenen Sekt-Kollektion.

Die diesjährigen Weine aus dem Hause Schönleber konnten nicht ganz an die Qualität des Vorjahres anknüpfen. Am besten gefiel uns noch die Einstiegslinie, allen voran der Gutsliter, ein ehrlicher und ansprechender Riesling. Die Lagen-Rieslinge zeigten sich jedoch sehr inkonsistent – angestrengt und zum Teil überraschend schnell gealtert. Den rund 25 Prozent Sektproduktion aus klassischer Flaschengärung trug das Weingut mit drei angestellten Schaumweinen Rechnung. Besonders überzeugte der 2018 CREATION brut – einer Cuvée aus Riesling und Spätburgunder – mit Schmelz und animierender Rotbeerigkeit. Der 2015 DOOSBERG Riesling Brut mit sieben Jahren Hefelager ist ein nussiger Essensbegleiter, der in seiner Stilistik allerdings ein wenig altmodisch auftritt.

Seit 2018 trägt das Weingut seinen Namen, David Spies führt es in dritter Generation. Seine aktuelle Kollektion zeigt den Betrieb aus Dittelsheim-Heßloch im Aufwärtstrend. Der Sarazenenturm Winzersekt brut lag 45 Monate auf der Hefe, Weißburgunder, Spätburgunder und Chardonnay finden wunderbar zusammen zwischen Reife und Frische. Ein toller Auftakt! Die Rieslinge aus Leckerberg und Morstein bilden ein starkes Doppel: Reife und Offenheit auf der einen Seite, Struktur und Salzigkeit auf der anderen. Ein schöner Essensbegleiter ist der schmelzige Chardonnay & Weißburgunder Steinschleuder aus dem Eichenholzfass. Sehr stimmig auch der Morstein Chardonnay aus dem Barrique, überaus gelungen die Holzeinbindung beim Spätburgunder, der nach Gewürzkirsche duftet. Ganz klar: weiter so!