Deutschlands Wein-Champion 2021
Sie haben tief und lange ins Glas geschaut, haben nachgedacht über Facetten deutscher Anbaugebiete und Rebsorten, über Rieslingaromen, Speisebegleiter für deutsche Weine und sich an der Königsdisziplin versucht, Weine blind zu bestimmen – bis wir am Ende des Tages „Deutschlands Wein-Champion 2021“ gratulieren konnten: Michael Hoppe (58) aus Leer! Der Finanzvorstand einer Reederei strahlte ebenso wie der Zweitplatzierte Alexander Ilg (34), Patentanwalt aus Stuttgart. Für den dritten Platz qualifizierte sich die Augsburgerin Stefanie Maaß (37), Mitglied der Geschäftsleitung eines Unternehmens für roboterbasierte Automatisierung. Aber nicht nur das Siegertrio, alle Finalisten glänzten in der Endrunde des Wettbewerbs, den DER FEINSCHMECKER mit dem Deutschen Weininstitut (DWI) zum fünften Mal ausgerichtet hat.
Die Anwärter:innen für den Wein-Champion 2021 bei der Blindverkostung
Auf dem Weg zum Wein-Champion 2021
Bedingt durch die Pandemie konnte das Finale 2021 erst jetzt stattfinden, und zwar (ganz passend) in den schönen Räumen der Vinothek by Geisel in München. Der Wettbewerb richtet sich an Menschen, für die Wein ein Hobby ist, das mit Leidenschaft und Wissensdurst betrieben wird. Profis wie Händler oder Sommeliers sind ausgeschlossen. Dabei war das Nadelöhr für den Einzug ins Finale diesmal besonders eng: Rund 1000 Weinfans hatten sich in der ersten Stufe beworben und einen Fragebogen ausgefüllt (siehe FEINSCHMECKER 6/2021).
Wer hier punktete, bekam vom DWI per Post je eine Flasche Weiß- und Rotwein ohne Etikett, dessen Herkunft, Jahrgang und Rebsorte jeweils zu definieren war. Es folgten zwei Vorrunden und schließlich das Finale, bei dem Teilnehmer einen Parcours durchlaufen mussten: Blindverkostungen, schriftliche Tests sowie ein Weingespräch mit der Jury standen an. Das DWI vertrat dabei Saskia Teucke, amtierende Deutsche Weinprinzessin und Pfälzische Weinkönigin, vom FEINSCHMECKER waren Gabriele Heins, stv. Chefredakteurin, Kenny Machaczek, langjähriger Weinverkoster und Eventmanager, sowie der Weinautor Jens Priewe aus München dabei.
Um den Wein-Champion 2021 zu küren wurde erst verkostet und anschließend hat sich die Jury beraten
Schon bei der Begrüßung war die Stimmung fröhlich, der Wettkampf getragen durch eine sportlich-freundschaftliche Atmosphäre. Viele Teilnehmer kannten sich schon aus den Vorrunden – und die Liebe zum Wein verbindet sowieso! Am frühen Abend wurde es richtig spannend, als die besten drei noch einmal live und vor allen gegeneinander antraten. Sie mussten auf Anhieb einen Wein blind erkennen (keine leichte Aufgabe, handelte es sich doch um den 2020er Müller-Thurgau von Martin Schwarz aus Sachsen) sowie innerhalb von einer Minute so viele Weinfragen wie möglich beantworten (Beispiel: „Wie bezeichnet man die für Süßweine typische Edelfäule? Antwort: Botrytis).
Nach der Verleihung des Titels Wein-Champions 2021
Nach der Siegerehrung war endlich Zeit, Wein nicht nur zu analysieren, sondern gemeinsam mit den jeweiligen Partnern entspannt zu genießen, begleitet von einem stärkenden Menü inklusive zart geschmorter Kalbsbäckchen. Es wurde ein langer, angeregter Austausch bis Mitternacht – mit einer Überraschung: Juror Jens Priewe hatte aus seinem privaten Weinkeller zwei jahrzehntealte Gewächse mitgebracht, die er ausschenkte und mit dem Rat verband: „Trinken Sie nicht nur junge frische Weine, sondern unbedingt auch gereifte Weine, um ihren Geschmack zu schulen.“
Sieger Michael Hoppe hat dafür jetzt auf jeden Fall ganz neue Lagerkapazitäten: Sein Hauptgewinn ist ein Klimaschrank von V-Zug für 60 Flaschen. „Er wird mit viel Riesling gefüllt, je knackiger und säurebetonter umso besser“, prophezeite er, „gerade habe ich einige Kisten aus Franken gekauft.“ Kleiner Wermutstropfen: Er darf seinen Titel nur bis September tragen, denn dann wird schon der reguläre „Wein-Champion 2022“ gekürt. Aber seine kurze Amtszeit füllt er mit Bravour – er hat eine WhatsApp-Gruppe für alle Finalisten der bisherigen Wein-Champion-Wettbewerbe eingerichtet, in der ein intensiver Austausch herrscht und man das nächste Treffen plant. Cheers!