Weintipp November: Jugendstil
Was an bestausgebildeten, ambitionierten jungen Winzer:innen in den Startlöchern steht, ist überwältigend. Man muss schon tief in der Szene verwurzelt sein, um mit der Schlagzahl an Hofübernahmen, Gründungen, eigenen Weinlinien und neuen Projekten Schritt zu halten.
Auch an den Weinbauschulen herrschen Tatendrang und Experimentierfreude, gleichzeitig sind Rückbesinnung auf Herkunft und Naturverbundenheit allgegenwärtig, allen voran natürlich die Hochschule Geisenheim als Taktgeber und Wein-Kaderschmiede des Landes.
Auch die Leitbetriebe der deutschen Weinkultur tragen überproportional zum Erfolg bei, denn sie vermitteln nicht nur den praktischen, handwerklichen Teil des Weinmachens – sie verstehen es, die jungen Leute mit Passion und Visionen auf die Reise zu schicken… die Reise zum eigenen Wein, zur Selbstverwirklichung ihrer Träume!
Stellvertretend für viele grandiose Güter nenne ich die Betriebe von Klaus Peter Keller, Peter Jakob Kühn oder Paul Fürst, die nicht nur ausbilden, sondern ihre Praktikant:innen auch weit über die tatsächliche Zeit auf den Gütern fördern und fordern. Das ermöglicht es ihnen, sich im Fahrwasser der klangvollen Namen freizuschwimmen.
Mein erster Tipp ist gewissermaßen einer aus der „Neuen Welt“: Alex Saltaren Castro, der ursprünglich aus Kolumbien stammende Sommelier, hat im Rheingau seine vinophile Heimat gefunden. Nach der Ausbildung zum Winzer auf Schloss Vollrads beziehungsweise bei Peter Jakob Kühn vinifiziert er eigenständige, vollkommen naturnahe Rieslinge aus der berühmten Lage Sankt Nikolaus in Oestrich-Winkel. Der 2020 Labeja (spanisch für: die Biene) Riesling ist ein Wein, der einen teilhaben lässt an der „Vermählung der Herkünfte“, ein Miteinander-Wachsen und Zusammenwachsen von Menschen und Natur. Bedacht auf Harmonie und Ausgewogenheit, spürt und schmeckt man das Talent für ein „Hineinhören in den Weingarten“ und die Fähigkeit, alle Details in ihrer Eigenständigkeit als Bereicherung zu verstehen. Lebendig, vibrierend und ungemein spannend schon jetzt!
Den Wein gibt es unter: www.vinocentral.de
Meine zweite Entdeckung heißt Laura Seufert. Ihre Liebe gehört besonders dem Silvaner, was in ihrer Heimat Iphofen ja kein Nachteil ist. Laura liegt der Respekt vor der Natur sehr am Herzen. Das zeigt sich im Verzicht auf den Einsatz von Herbiziden, Pestiziden und Kunstdünger und durchs Schaffen von Lebensraum für Bienen, Regenwürmer und andere Nützlinge. Seit 2015 bewirtschaftet Laura ihre Weinberge biologisch und 2020 hat sie sich für eine Zertifizierung des Betriebs entschieden. Der feinwürzige Silvaner vom Iphöfer Kalb sei hier ans Herz gelegt. Spannend auch die Linie “Herzstück”, dort finden sich Weine wie “Anarchie” und “Trilogie”. Die Weinreben für diese beiden Weine wachsen auf kargem Gipskeuper im Iphöfer Julius- Echter-Berg, es erfolgt 100 Prozent Handlese, Maischegärung und Lagerung im Holzfass. Es entstehen authentische Weine, würzig und druckvoll kraftvoll mit salzigem Finish.
Den Wein gibt es unter: winzerbruder.de
Probieren Sie sich durch, unterstützen Sie den Mut der jungen Garde! Einen eklatanten Nachteil gibt es jedoch meist: Die Mengen sind meist homöopathisch und in der Regel schnell vergriffen.
Blühende Weinlandschaften … davon hat doch schon mal einer gesprochen? Naja, oder irgendwas in der Art wird er schon gemeint haben!