Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2024
Der Feinschmecker testet und bewertet jedes Jahr die besten Olivenöle mit dem Olio Award. Von leicht fruchtig über mittel fruchtig bis intensiv fruchtig ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Almazaras de la Subbética, Rincón de la Subbética DOP Priego de Córdoba BIO Unglaublich, aber war: Seit 2004 und dem ersten OLIO-Award des Feinschmeckers in der Kategorie „intensiv fruchtig“ könnte man auf dieses Öl, das meistausgezeichnete AOVE (Aceite de Oliva Virgen Extra) überhaupt, wetten und läge damit, wie unser Dauersieger, goldrichtig! Wieder ein 1. Platz, wieder und wie immer Weltklasse! Ein sortenreines Hojiblanca, das moderat bitter, dafür mit crescendierender Schärfe (eine Mischung aus guindilla vasca und Senföl), mit grasigen Noten, viel Tomate (Frucht, Blätter, Rispe, alles), Kräutern (Zitronenthymian und Minze), grüner Mandel, Banane und Kaiserschoten nach allen Regeln der Kunst punktet. Es bleibt dabei: Einmal Hall of Fame, immer Hall of Fame!
Ctra.A 339-Km, 14810 Carcabuey, Spanien
Ein grandioser Einstand! Was Andrea Serrilli in San Marco in Lamis aus seinen Olivenhainen in unmittelbarer Nachbarschaft der Pinienwälder des Parco nazionale del Gargano auf die Flasche bringt, löst bei der hingerissenen ein echtes Oliocalypse Now aus: „Ich liebe den Geruch von Coratina am Morgen“! Denn sein in eigener Mühle gewonnener Coratina-Reinsorter ist eine Offenbarung: grüne Mandeln, Artischocke, Gras, Olivenblätter und Pfeffer im Übermaß, würzige Noten von Rauke … und noch mehr Mandel! Dazu ein amtlich scharfes Finish (Chili satt!) nebst animierend kräftigem Artischocken- und Mandelbitter.
Contrada Calderoso, 71014 San Marco in Lumis, Italien
Im zweiten Anlauf gleich auf die Medaillenränge? Bravo, bravissimo! Nach einem 147. Platz (unter den besten Ölen des Jahres, wohlgemerkt!) nun ein OLIO-Award für das in schönster Mandelpracht erblühende Luma (100% Coratina) das Maria Arbore – nomen es omen – in Corato (!) bei Bari presst. Neben all dem grünen und reifen, leicht süßlichen und herrlich bitteren Mandeln dann auch grüne Aromen: Gras, unreife Banane (nebst Schale), Artischocken, Granny Smith und Rauke. Kräftiges (Mandel-)Bitter und sortentypisch stattliche Schärfe verstehen sich bei so einem expressiven Öl von selbst!
Strada esterna Lamacupa, 70033 Corato, Italien
Hier kommen zwei Dinge die zusammen, die – so scheint es – beim OLIO-Award schon fast so etwas wie einer Garantie, ganz sicher aber einer ernst zu nehmenden Absichtserklärung entsprechen: „Kooperative“ und „DOP Priego de Córdoba“! Wenn als drittes Element dann noch 100% Hojiblanca dazukommen, gibt es kein Halten mehr: Das „kräuersatte“ Öl wuchert im Duft mit seinen Minze-, Thymian, Salbei- und Rosmarinpfunden sowie allerlei Tomatigem, am Gaumen präsente, aber moderate Bitternoten (Asrtischocke) und eine spät einsetzende, recht persistente, dabei feine Chili-Schärfe. Wie schön, dass sich das Öl dieser 1945 gegründeten Kooperative (nach einer kleinen Pause im letzten Jahr) wieder in Hochform zeigt!
CTRA. PRIEGO A LUQUE, KM. 1,6, 14800 Priego de Córdoba, Spanien
Das grandios gelungene (gefühlt ewige) „Picual-Referenzöl“ von Familie Gálvez-Gonzalez, die auf ihren Fincas in den Ausläufern der Sierra Morena (Provinz Jaén) seit Ende 2004 ihre Olivenöle, das „flüssige Gold von Bailén“ produziert, duftet „krachend“ grün, ungeheuer grasig, intensiv nach Tomate (wie gesagt: grün, auch nach den Blättern der Pflanze), Minze, Rosmarin und Spinat. Am Gaumen wiederholt sich das Spektakel, dazu viel Rauke und Peperoncini (für eine persistente, raumgreifend schöne Schärfe), zarte Zitrusnoten, grüne Paprika und ein noch moderates, angenehm klares Artischocken- bis Chicoree-Bitter.
Ctra. Plomeros, Casa del Agua, 23730 VILLANUEVA DE LA REINA, Spanien
He did it again: gleiches Öl, gleiche Platzierung! Wie schon 2022 kann Giorgio Franci, der in unserer „Hall of Fame“ verewigte Olivenölgroßmeister mit der dem familiären (und unser aller) Gusto entsprechenden „Riserva“ des Villa Magra punkten. Und wieder einmal (als ob er’s nötig hätte …!) seinen Ruf als Weltklasse-Produzent untermauern und seiner Rolle als OLIO-Award-Dauerabonnent gerecht werden! Die Coupage aus Frantoio und Moraiolo duftet nach roten Äpfeln und (wieder einmal) „Grüne-Mandel-Marzipan“, dazu grasigen Noten, grüne Banane (inklusive Schale) sowie (eher dezent) Tomate. Das im Ansatz leicht süße Öl legt ein mittleres Mandel- bis Walnussbitter und eine feine, sehr elegante Schärfe (weißer Pfeffer, eine Spur peperoncini) an den Tag – ganz ausgezeichnet!
Via Achille Grandi, 58033 Montenero d'Orcia, Italien
Auch hier ein gewaltiger Sprung, der, angesichts der nicht eben unkomplizierten Kampagne 2023/2024 umso bemerkenswerter ist. Nicoletta Ferrazzas Best-of-Blend, eine „ricetta segreta“, bei der sie alle Olivensorten ihrer Monocultivar-Öle kombiniert (Coratina, Nocellara, Santagostino und Uovo di Piccione) ist so gut, so schön, so köstlich wie nie zuvor! Mandeln in Hülle und Fülle, frisches Gras, Zitronenmelisse, der Duft von grünen Pflaumen und Olivenblättern. Am Gaumen dann – „es kommt, es kommt!“ – wunderbar komplex, wilder Fenchel, Radicchio-Chicoree-Mandelbitter und eine sehr feine, sich langsam entfaltende Schärfe.
Contrada Rivera, 76123 Andria, Italien
Wir hatten die „Öl-Akademiker“ Giuseppe und Antonello Fois schon im letzte Jahr über den grünen Klee und sämtliche Olivenbäume gelobt, aber wer hätte ahnen können, dass sie heuer mit gleich sechs Ölen vertreten sind? Wir! Ihr „Fruttato, eine im besten Sinne feinfruchtige Mischung aus den autochthonen Sorten Bosana, Semidana und Tonda di Cagliari ist der leichtfruchtige Primus inter pares ihres Porfolios. Eine alles andere als akademische, sehr harmonische Mischung, die mit grasigen Noten, Tomate, etwas Weißkohl, Petersilienwurzel und Kräuterfrische begeistert. Am Gaumen wiederholt sich dieser Eindruck (vielleicht eins Spur reifer), dazu noch ein Hauch Agrumen, Olivenlaub und ein weiches Walnussbitter, das von einer feinen Kresse-Kohl-Radieschen-Schärfe wunderbar kontrastiert wird.
Loc. Ungias Galantè, 7041 Alghero, Italien
Francesco Gaudenzi (Großfamilie inklusive), der die 1950 gegründete Ölmühle (21 Hektar Olivenhaine inklusive) seines Vaters mit großem Geschick zu noch größeren Erfolgen führt – er zählt mit bestechender Konstanz zu den besten Ölproduzenten Umbriens – konnte in diesem Jahr mit drei seiner Öle (zwei davon Top 50!) punkten. Unser Favorit: das „Chiuse di Sant’Arcangelo“ (100% Moraiolo), das leicht grasig, nach Mandeln und Kamille, Banane und gelbem Apfel duftet, am Gaumen süßliche Akzente setzt, die dann von zarten Mandelbitternoten und einer „schmalen“, nach und nach beherzter auftretenden Schärfe abgelöst werden.
Località Camporeale, 06039 Trevi, Italien
Endlich wieder ein für Alfredo Cetrone, Olivenölflüsterer aus Sonnino, ist heuer um Haaresbreite am OLIO-Award vorbeigeschrammt, den er im letzten Jahr mit eben diesem hervorragenden extra vergine hat für sich verbuchen können. Aber was sind schon Nachkommastellen (denn es sind nur Zehntelpunkte bis zum Podium …)? Das sortenreine Itrana zeigt sich auch in diesem Jahr wieder von seiner schönsten, weil „grünsten“ Seite: im Duft grüne Mandeln und Tomaten, frisch geschnittenes Gras, Kräuter (vor allem Zitronenthymian) und etwas Blattspinat, am Gaumen wiederholt sich das Geschehen, jetzt auch mit feinen, angenehm hellen Walnussbitternoten, herb-pikanter Rauke und einer gerade noch moderaten, persistenten peperoncini-Schärfe. Bravo!