Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2024
Nach der mehr als gelungenen Premiere im letzten Jahr hat sich Andrea Amadori mit seinem großartigen Coratina nun von Rang 13 (Glückszahl!) auf den 11. Platz (noch eine Glückszahl!) verbessert: auguri! Die nach wie vor aus vor Biodiversität nur so strotzenden Hainen rund um die mittelalterliche Gemeinde Cancellara stammenden Coratina-Oliven gepresste Öl ist eine Schau! Möglicherweise eine Spur weniger scharf (die piccantezza ist allerdings von Anfang an präsent!), aber wieder herrlich mandelig, im Duft grasiger noch als im Vorjahr und grüner (Artischocke, Banane, Kräuter), dann allerdings auch noch ein wenig herber (was viel ist!): Radicchio- und Chicoreenoten münden im Finish in eine ausdrucksvoll bittere Melange aus grünen Mandeln und Walnüssen. Ziemlich phänomenal!
Nummer zwei des diesjährigen „Almazaras de la Subbética“-Schaulaufens ist die enorm harmonische Cuvée in Bio-Qualität (Picuda, Picual, und Hojiblanca) der „Almaoliva“-Serie, die wie alle Öle der Genossenschafter aus der D.O. Priego de Córdoba mit einer geradezu atemberaubenden Konstanz und Konsequenz immer wieder unter den Besten des Jahrgangs vertreten ist. Auch in dieser „bescheideneren“, weil nicht ganz so „auf Premium“ getrimmten Variante, eindeutig Hall-of-Fame-Material! Ungemein „frische, lebendige“ Mischung von grasig-tomatigen Noten, Artischocke, Blattspinat und grüner Mandel (ohne Bittere), am Gaumen dann etwas breiter, Schnittlauch, Aromen von Kiwi und Zitrusfrüchten, moderate Bitternoten und eine grün-pikante, recht distinkte, da zunehmende peperoncini-Schärfe (oder, um es spanischer auszudrücken: guindilla vasca) die dem Finish einen hübschen „drive“ verleiht.
Ctra.A 339-Km, 14810 Carcabuey, Spanien
Quattrociocchi und – mal wieder – kein Ende! Nach den sensationell erfolgreichen OLIO-Awards (Siegerpodest inklusive) der letzten sieben (!) Jahre, meldet sich der Ausnahme-Erzeuger mit gleich vier (!) Ölen unter den Top 50 zurück. Nummer eins ist der (wie immer) hervorragende Itrana-Hundertprozenter „Olivastro“, den wir 2017 und 2023 mit einem OLIO-Award auszeichnen konnten (und der mit Ausnahme von 2022 ununterbrochen(!) unter den „Top 25“-Ölen der Welt rangiert). Das hübsch pikante, moderat bittere extra vergine duftet nach frisch geschnittenem Gras, Artischocken und Salatblättern („cicorino verde“), am Gaumen etwas Mandel und grüne Banane, dann aber deutlich Rauke, leicht zitrische Aromen, Apfel und grüne Paprika.
S.S. 148 Pontina km 99,000, 04019 Terracina, Italien
Im verflixten, weil (für Produzenten weltweit!) schwierigen siebten Jahr nach der Premiere dieses Öls beim OLIO-Award können wir Marina Paluscis „Eisenmann“ (ihr bestes extra vergine im Wettbewerb) wieder feiern, der diesmal seine reizvoll bittere, anregend pikante Diritta-Faust in einem samtweichen Handschuh aus süßlichen bis herb-grünen Mandeln, grünen und reifen Tomaten, Rauke, Basilikum, grüner Banane (samt Schale), Artischocken-, Thymian- und Radicchionoten geschnürt hat. Komplexität und Harmonie sind bei diesem Öl alles!
Francisco Javier Trujillo Cruz, dessen großartige Hojiblanca-Öle von Conde de Mirasol etliche Male hier auf den oberen und obersten Rängen gelandet sind, ist mit seinem eigenen Projekt Hadrianus auf dem besten Weg, diese Erfolgsstory zu wiederholen: Denn ganz offensichtlich ist dieses Hojiblanca (im Vorjahr Platz 21 quasi „aus dem Stand“!) eine Wucht! Im Duft grasig, dazu grüne und reife Tomaten, Olivenblätter und Kräuter. Am Gaumen komplex und harmonisch von allem ein wenig mehr, dazu Artischocken- bis Mandelbitter und ein ausgesprochen animierend scharfes Finale.
c/ Portugueses, 14960 Rute, Spanien
Quattrociocchi, die zweite! Die im hausinternen Vergleich mit der Silbermedaille dekorierte „Schöne“, eine Coupage aus 70% Itrana und 30% Moraiolo, gefällt uns – wie immer! – ausnehmend gut: Im Duft frisch geschnittenes Gras, grüne Äpfel, etwas Banane, Tomate, grüne Mandeln und Olivenblätter, am Gaumen Tomatenblätter, mehr Banane (diesmal „in grün“), dazu leichte Gewürznoten, zartes Mandel- und Walnussbitter und eine ungemein feine, recht persistente Schärfe. Alles Silber ist Gold!
S.S. 148 Pontina km 99,000, 04019 Terracina, Italien
Ein Familienunternehmen, das auf eine über 400-jährige Geschichte zurückblicken kann, aus einem Kontingent von etwa 10 000 Olivenbäumen schöpft und hauptsächlich die Sorten Coratina und Ogliarola Barese verarbeitet, – man muss kein Sherlock Holmes sein, um zu wissen, wie diese Story ausgeht – zumal es sich um überzeugte „Wiederholungstäter“ handelt: Saverio und Grazia De Carlo, deren Kinder Marina und Francesco nebst Schwiegersohn Arturo. Das jüngste Kapitel ist einem Klassiker gewidmet: Coratina, sortenrein, und wie so oft ein page-turner – Volltreffer! Frisch geschnittenes Gras, Granny Smith, Olivenblätter und Kräuter-Potpourri (Thymian, Rosmarin, etwas Minze), am Gaumen kräftig grüne Mandeln und Artischocke, im Finale recht dichtes, grünes Bitter und wärmende, noch lang nachhallende peperoncino-Schärfe.
Das reinsortige Coratina-Öl von Maria Antonietta Maselli und Sohn Andrea, das 2018 beim OLIO-Award Premiere hatte, spielt vom ersten Augenblick an in der Olivenöl-Champions-League und hält seit vier Jahren eine Platzierung unter den Top 25: qualitativ absolut beeindruckend! Das aromatische Spektrum des von Hainen bei Acquaviva delle Fonti und Alberobello stammenden extra vergines zeigt sich nach wie vor konsequent und konsistent komplex: frische grüne Mandeln, Mandeln und noch mehr Mandeln, Bananenschale (grün), grüne Äpfel, frisches Gras, grüne Tomaten inklusive Rispe, Kräuter (süßlicher Estragon, ätherische Minze), dazu ein „heller“ Bitterakkord (noch grüne Mandeln, Rauke und Artischocke) mit dezent wärmender, leicht crescendierender Radieschen- und Chili-Schärfe. Das Finish? „Lang und schön“!
Das dritte „AOVE“ (Aceite de Olive Virgen Extra) der meistprämierten Ölmühle der Welt im Wettbewerb (und noch „Top 20“!) ist ein so wunderbar intensive wie (wenn sie erst einmal in Fahrt kommt) expressive Coupage aus Hojiblanca- und Picuda-Oliven: Im Duft balsamisch-ätherisches Kräutergrün und frisch geschnittenes Gras, Feigenblätter grüner Apfel und zitrische Noten (Frucht und Schalenabrieb), am Gaumen wieder Tomate (mehr grün als reif), Apfel, Banane, Mandel, Artischocke, im Finish kräutrig-herb und eine präsente, aber noch moderate Kresse-Schärfe mit einer distinkten peperoncini-Gabe. Ein „langsames“ und umso komplexeres Öl: herrlich!
Ctra.A 339-Km, 14810 Carcabuey, Spanien
Familie Vanđelić, die im Herzen Istriens, zwischen Bale und Rovinj und in nächster Nähe zur Adria auf etwa 60 Hektar Land nicht nur 6.500 Olivenbäume bewirtschaftet, sondern sich auch Kirschen, Nektarinen, Pfirsichen, Aprikosen, Äpfeln, Birnen, verschiedensten Beeren und Trauben widmet, verdankt ihren Erfolg Großvater „Nono“ Remiđo, dessen Konterfei sämtliche Etiketten des Unternehmens ziert. Von ihren Ölen hat uns das „monosort“ Buža am besten gefallen. Ein weder übermäßig bitteres noch ausnehmend pikantes Öl, das in völliger Harmonie aufgeht: frisch geschnittenes Gras, Rosmarin, Tomate und Artischocke, dazu ein „grüner Prospekt“ von Banane, Apfel und Paprika –Herz, was willst Du mehr? Mehr Öl. Und zwar dieses! Ein toller Einstand!