Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2024
Und noch ein erfolgreiche Premiere beim OLIO-Award: Was uns in diesem Jahr aus istrischen Ölen erreicht hat ist, kurz gesagt, bemerkenswert und über jeden Zweifel erhaben! Alle Zeichen stehen hier auf Qualität. Ganz vorne mit dabei ist Monte Rosso, das Projekt von Davor Dubokovič und Uroš Gorjanc, die sich in dem im nordwestlichen Teil Istriens (das Dörfchen heißt Crveni Vrh – Roter Berg) ein kleines Paradies geschaffen haben. Hier im Dreiländereck Kroatien – Italien – Slowenien bewirtschaften sie auf über 65 Hektar 14.000 Olivenbäume, über 50.000 Weinstöcke, 2.000 Kirschbäume, 600 Mandel- und Feigenbäumen und einiges andere mehr. Sie schöpfen also aus dem Vollen – und offesichtlich vom Besten, denn ihr ekstra deviško oljčno olje Grand Selection, ein Blend aus Leccino und Istrska belica, ist ihnen hervorragend gelungen! Hier grünt alles um die Wette: Mandeln, Olivenblätter, Gras und Kräuter (insbesondere Thymian), selbst das animierende Bitter (grüne Mandeln) und die rezente Schärfe (grüner Pfeffer) sind entsprechend eingefärbt. Čestitam! Glückwunsch!
Crveni Vrh - Monte Rosso, 52475 Savudrija - Salvore, Kroatien
Vier Generationen, die sich der „Kultur des Öls“ des Öls gewidmet haben, kulminieren nun in Sergio Pappalardo, Firmeninhaber, Öltechniker und Sommelier, der sein Produkt vom Setzling im Olivenhain bis zur Abfüllung, Schritt für Schritt begleitet. Was wir uns, angesichts der wunderbaren Lagen an den Hängen des Ätnas bei Santa Maria di Licodia in der Provinz Catania in knapp 1000 Metern Höhe auch nicht nehmen lassen würden! Das „Don Peppino“ (100% Nocellara Etnea) bietet im Duft grüne Tomaten nebst Blättern und Rispe, grüne Äpfel, Lattich und Artischocke en masse, das alles wird dann am Gaumen um viel Mandelgrün und Artischocke ergänzt, was die ganze Angelegenheit noch komplexer, aber auch (noch!) harmonischer gestaltet. Dazu feine Bitternoten und eine etwas später einsetzende, recht nachhaltige peperoncino-Schärfe … – auguri!
Picual, ick hör’ Dir (endlich wieder) trapsen! Seit 2018 konnte sich keines der Öle von Petri Villaescusa Arreaza und Miguel Valencia so weit vorne platzieren wie ihr AOVE von besonders früh geernteten Picual-Oliven. Umso schöner und bemerkenswerter, wenn das trotz widriger Umstände (die Kampagne 2023/2024 war alles andere als einfach!) geschieht. Das deutlich ins Zitrische tendierende Öl (Zitronenmelisse, alle Arten von Agrumen bis hin zu klassischem, mit Bergamotte aromatisiertem Earl Grey) wird am Gaumen körperreicher und fruchtiger, jetzt vor allem Tomaten (davon jede Menge und in allen Reifestadien), im Finale zartes Mandel- und Artischockenbitter, dezente Radieschen-, Kohl-, und Chili-Schärfe – wie aus dem Lehrbuch!
calle Galeras de España, 13270 Almagro, Spanien
Ein Blick in die Chronik des letzten Jahres: „Etwas schade, dass Adriano März, Sohn des bekannten Merum-Herausgebers und schreibenden Kollegen Andreas März, nicht ganz der große Wurf gelungen ist.“ Aber heuer sind die Karten neu gemischt, ist alles anders – und das„1979“, ein extra vergine in Bio-Qualität aus Leccio del Corno, Maurino, Moraiolo und Rossellino, schlicht hervorragend. Herzlichen Glückwunsch, lieber Adriano! Die März’sche Cuvée duftet animierend grasig, nach frischen Kräutern, noch etwas unreifer Banane und grünen Mandeln. Am Gaumen dann eine süßlich-herbe, sehr ausgeprägte Bittermandel- und Radicchionoten und eine handfeste Prise weißen Pfeffers und (deutlich fruchtiger) Piment d’Espelette. „Bellissimo“, seufzt der italienische Juror zufrieden.
4 aus (Top) 50: Weiter geht es mit Americo Quattrociocchis drittplatziertem extra vergine „Superbo“, einer Mischung aus 70% Itrana- und 30% Moraiolo-Oliven, das zunächst vergleichsweise zurückgenommen scheint, dann aber immer vielschichtiger, komplexer und letztlich köstlicher wird: Im Duft Tomate, grüne Mandeln, Spinat, ein immer präsenter werdender Hauch von Zitronenschale, dann Banane und Apfel, am Gaumen wiederholt sich dieser Eindruck, nun aber von einer feinen picccantezza unterlegt, dazu nun mehr Kräuter (insbesondere Thymian), Olivenfrucht und -blätter, gelbe Äpfel und Zuckerschoten, was uns nur noch mehr beflügelt.
S.S. 148 Pontina km 99,000, 04019 Terracina, Italien
Den Ogliarola-Spezialisten, die am Fuß der Murgia ihre großartigen „Crudo“- und „Culto“-Öle produzieren (eine azienda mit 20 Hektar Land und gut 8000 Bäumen), ist mit dem wieder einmal formidablen „Crudo Sei Cinque Zero“ (die Essenz von 650 Oliven in einem 0,25-Liter-Fläschchen) ein „ganz besonderer Saft“ gelungen. Das Coratina-Wunder (OLIO-Award-Preisträger von 2017 und 2021), für das ein Juror neben „Mandel“, „grüner Banane“ und „grünem Apfel“ abgesetzt die Trias „Mandel – Chili – Pistazie“ notiert, duftet in der Tat herrlich gründmandelig und legt am Gaumen in Sachen Komplexität erheblich zu, neben frischen und leicht gerösteten Pinienkernen und der ohnehin omnipräsenten Mandel machen sich ein „dunkelgrünes“ Walnussbitter sowie eine ausgeprägt beherzte peperoncino-Schärfe bemerkbar. Wie immer absolut inspirierend!
Das Familienunternehmen, das von Donato und Michele Conserva geleitet wird, ist die ölgewordene Hommage an ihren viel zu früh verstorbenen Vater Domenico, genannt „Mimi“. Die beiden Brüder haben seinen Traum von eigenen Olivenhainen und eigenem extra vergine in vergleichsweise epischer Breite verwirklicht, ganze sieben Produktlinien bilden das Beste aus den Sorten Ogliarola, Cima di Melfi und Coratina (zuweilen wohl auch Peranzana und Nociara) ab. Hier sind es 100 % Coratina für eine zu 100 % beglückende Aromenfülle: Bittermandel, Rosmarin, Avocado, Artischockenbitte (mit leichtem Ausschlag gen Wal- bzw. Haselnuss) und Brunnenkresse-Chili-Schärfe.
Der OLIO-Award-Gewinner der Kategorie „mittelfruchtig“ von 2016 bzw. der Top-30-Platzierte von 2022 beweist zweifellos qualitativ Konsistenz, was angesichts des Produzenten – Familie Yévenes –, der sich seit 1858 der Erzeugung von Olivenöl widmet und vor einigen Jahren mit „Knolive Oils“ eine etwas zeitgeistigere, absolut hervorragende, von Beginn an dauerprämierte Zweitmarke etabliert hat, so gar kein Wunder ist. Das sortenreine Picual aus den Sierras Subbéticas, der Premier- bzw. Grand-Cru-Region für fulminante Öle duftet nach frisch geschnittenem Gras, Mandeln, noch grünen Rispentomaten, Artischocke und zitrischen Noten. Am Gaumen dann mehr Kräuter (Minze, recht ätherisch), weißer Pfeffer, präsentes Artischocken- und Mandelbitter sowie ein leicht chilischarfer, zunehmend pikanter Nachhall.
Wir kennen die Öle der Fattoria Ambrosio schon seit Jahren – allerdings hauptsächlich aus der einschlägigen Fachliteratur. Wie schön, dass nun ein extra vergine von den Olivenhainen, die von dem Parco Nazionale del Cilento gesäumt werden, endlich zu uns gefunden hat! Das „Crux“, ein reinsortiges Coratina-Öl („Die Coratina-Olive ist stark, stolz und vor allem echt, genau wie der Landstrich, in dem sie gedeiht“, lässt uns der Produzent wissen), begeistert mit einer Mandelfülle, die alles andere als eindimensional ist: reife wie grüne, süße wie zartbittere Mandeln, dazu grüne Banane, Limettenschale, frisches Gras, Rosmarin, eine feine Schärfe sowie anregendes Walnussbitter – das Warten hat sich gelohnt!
Ein neues Öl aus Katalonien? Eine Finca (mit State-of-the-Art-Mühle!) im Empodà, dem Hinterland der Costa Brava unter Schweizer Ägide? Ein reinsortiges Picual? Unbedingt, was kann da schon schief gehen? Nichts, alles zeigt „ad astra“ ganz ohne „aspera“! Roland Zanotelli hat hier einen ganz ausgezeichneten Olivensaft auf die Flasche gebracht: Herrlich pikant, anregend bitter, jede Menge Kräuter, Mandeln, Artischocken, Radicchio, und bis in den langen Nachhall druckvoll und rezent: so geht Picual. Und so lieben wir es!