Die besten Einkaufsadressen Käse für Genießer 2022
Martin Noll lebte kunstschaffend in Berlin. Dann zog es ihn, wie er sagt, „mit der zweiten Frau samt Familie ins Grüne“. Nah am Novaveser Dorfanger in Babelsberg führt er nun Potsdams besten Käseladen. Dazu gekommen sei es aus purer Neugierde: Als er eines Abends feststellte, dass er von den rund 500 verschiedenen französischen Käsesorten „nur“ 30 kannte, habe ihn die Leidenschaft gepackt. Immerhin 70 Sorten stellt er jetzt im Laden vor, darunter etwa samtigen Comté, Beaufort, „Boule de Lille“, der kugelrunde, mit Milben gereifte Mimolette, oder Vacherin Mont d’Or aus dem Haut-Doubs, der anders als die Schweizer Variante weiterhin aus Rohmilch hergestellt wird. Es gibt aber auch sardischen Ziegenkäse oder wunderbar würzigen Deichgraf, einen Schnittkäse aus der Inselkäserei von Hauke und Maike Koll auf Pellworm. Die zum Käse passenden Weine hat Noll ebenfalls parat, auch Naturweine und Wein aus Georgien. Beliebt sind die Käseplatten auf Bestellung.
In dritter Generation führt die Familie Hennig ihren Vierseithof auf der Insel Töplitz an der Havel westlich von Potsdam. Schwarzbunte Milchkühe ziehen über naturbelassene Wiesen. Enten und Gänse schnattern. Nach ihrem Studienabschluss als Lebensmitteltechnikerin entschied Tochter Daniela Hennig, die gute Milch vom Hof nicht weiter unter Wert abzugeben, sondern selber zu verarbeiten. 2009 ging die Hofkäserei der Hennigs in Betrieb. Mittlerweile haben die Käse aus Töplitz die gesamte Insel weit über Brandenburg hinaus bekannt gemacht. Produziert werden Töplitzer Blauschimmel, Töplitzer Uhlenberg, ein Schnittkäse, Töplitzer Weißschimmel nach Camembert-Art, entweder Natur oder mit Walnuss, Kümmel, grünem Pfeffer oder Kräutern der Provence, außerdem ein Rotling, „Hennigs Bauernkäse“ mit Bockshornklee, Frischkäse u. a. mit Meerrettich sowie Joghurt und Speisequark. Verkauf im Hofladen (auch Rohmilch) auf dem Markt am Nauener Tor in Potsdam (Sa 9-16 Uhr).
Ein kleines Stück Kampanien siebzig Kilometer von Berlin! Die Wende machte es möglich. 1998 kaufte die Veterinärin Elke Henrion zusammen mit Ehemann Henri und dem Landwirt Uwe Höft den Hof des Urgroßvaters zurück und holte 32 Wasserbüffel (lat. bubalus bubalis) von Bulgarien aus in die Mark. Heute ziehen über 200 Tiere nachhaltig und artgerecht durch sumpfig-grüne Wiesen, winters wird Heu, Heulage und Getreide vom Hof zugefüttert. Die Spezialitäten aus der Hofkäserei wie Burrata, Ricotta, Mozzarella, gereifter luftgetrockneter Büffelkäse, der geräucherte Scamorza oder auch Joghurt, Lassi, pasteurisierte Milch – mittlerweile überregional in Bioläden und -märkten – gibt es auch vor Ort zu kaufen (um sicherzustellen, dass Gewünschtes vorrätig ist, besser vorbestellen). Im Angebot auch Büffelwurst, Büffelschinken, Frischfleisch. Online-Lieferung deutschlandweit.
„Gute Produkte sind nicht erstes Ziel, sondern logische Konsequenz unserer Lebens- und Wirtschaftsweise“, formuliert Gerald von Hackewitz. Er ist das älteste Mitglied der Hofgemeinschaft, die 1928 von einem Schüler Rudolf Steiners gegründet wurde und als Ursprungsort des biologisch-dynamischen Landbaus und des Demeter-Siegels gilt. Besondere Bedeutung kommt der frei laufenden Rotviehherde zu. Im Winter wird mit hofeigenem Heu gefüttert. In der Hofkäserei entstehen verschiedene Rohmilchkäse, darunter der fettarme „Leichte Marie“, würziger „Herrenkäse“ und gereifter, laktosefreier „Findling“. Wunderbar cremig und aromatisch sind Speisequark, Joghurt, Saure Sahne und Sauerrahmbutter. Die anfallende Molke ist wertvolles Futtermittel für die Sattelschweine. Zu kaufen sind alle Produkte sowie Wurst und Brot im Hofladen und samstags auch auf dem Ökomarkt Chamissoplatz in Berlin-Kreuzberg (9-15 Uhr). Führungen zu Themen wie Milchviehhaltung oder Milchverarbeitung und auch zur Hofgeschichte
Nachhaltigkeit, kurze Wege, Biodynamik – Schlagworte, die das Ökodorf Brodowin im Norden der Hauptstadt zu einer Erfolgsgeschichte verholfen haben. Schon nach der Wende haben die Genossenschaftsbauern im Barnim angefangen, nach Demeter-Richtlinien zu produzieren, so halten sie es bis heute. 600 Kühe der Rasse „Holstein-Schwarzbunt“ geben jeweils 7.500 Liter Milch pro Jahr – ein Zeichen, dass es den Tieren gut geht. Die Milch wird in der gläsernen Meierei zuschauergerecht verarbeitet. Neben der frischen Milch, Butter und Quark produzieren sie hier Mozzarella und den Weichkäse mit Rotkulturen sowie das Erfolgsprodukt, den Brodowiner Bauernkäse, der unter anderem mit Möhre, Kürbiskernen oder Bockshornklee aromatisiert wird. Die Milch der 220 Milchziegen wird für den Ziegenfrischkäse genutzt. Direktverkauf im Ökodorf, als Lieferservice in Berlin und Brandenburg oder im Online-Shop.