Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2024
Seit 1986 produziert Salvatore Stallone Olivenöl – für andere. Seit 2008 füllt er es unter eigenem Namen ab: die Geburtsstunde der Marke „Le Tre Colonne“, die drei Säulen, die das Gebäude der Stallone’schen Firmenphilosophie tragen: Tradizione, Gusto, Genuinità. In diesem Jahr steht die Jury mit ihrem Urteil auf Coratina, Favolosa und Bella. Vor allem letztere Sorte macht sich in dieser Coupage mit Noten von frischen Erbsen (!) besonders schön bemerkbar. Das sehr harmonische Öl (Bittere und Schärfe halten sich perfekt die Waage, beide sind in angenehm anregenden Maße vorhanden) bleibt dann auf der rezent grünen Seite: Am Gaumen ist es grasig-frisch, dazu duftiges Heu und Kamille im Doppel sowie Thymian und hierbabuena, dann auch grüne Bananen und etwas Artischocke.
SP 107 KM, 70054 Giovinazzo, Italien
Wie schon im Vorjahr eine Bank und wie schon im Vorjahr 4 aus (Top) 50: Der Quattrociocchi-Gustini-Klassiker (heuer ein 50-50-Blend aus Itrana und Moraiolo ist anregend herb geraten, was die feine picccantezza wie auch das aromatische Geschehen (grüne und reife Tomaten, Kräuter, insbesondere Thymian) Olivenfrucht und -blätter, gelbe Äpfel, Mandel und etwas Walnuss) nur noch mehr beflügelt.
S.S. 148 Pontina km 99,000, 04019 Terracina, Italien
Antonella Ferraras im Ansatz leicht süßliches „Multivarietale“, ein quasi europaübergreifender Blend aus in diesem Jahr Coratina, Nocellara del Belice (beide in Italien heimisch) und Picholine (vive la France!), duftet und schmeckt nach grünen und reifen Mandeln, Milchkaffee, Apfel, etwas Avocado, wirkt und wird immer „grüner“ (Basilikum!). Im Finish sehr zartes Walnussbitter, ein Quäntchen mehr – sehr feine – Schärfe.
VIA XX SETTEMBRE, 74123 Taranto, Italien
Eine Cuvée, die in aromatischer Hinsicht von dem regionaltypische Duo aus mindestens 60 % Moraiolo und (jahrgangsabhängig heuer) Frantoio beflügelt wird. Im Duft grüne Mandel , Olivenblätter und Kräuter (Kamille, ein Hauch Minze), am Gaumen noch mehr Mandel (grüne und schon fast geröstete), etwas Banane (Schale inklusive), grüner Apfel und Kiwi und Thymian. Das Finish wenig bitter (ein Hauch Artischocke), etwas distinktere Schärfe (peperoncini).
Was ein Jahr wärt, wird unglaublich viel besser! Das gilt zumindest für Daniele Giallonardi, der seine Öle in Venafro, im Drei-Provinzen-Eck genau zwischen Latium, Kampanien und Molise presst und die Zeit zwischen zwei OLIO-Awards offenbar genutzt, um mächtig an den häufig zitierten Qualitätsschrauben zu drehen. Nachdem sein geradezu exotisches, weil aus einer vergleichsweise raren Sorte – Sperone di Gallo, Hahnensporn – gewonnenes Öl im ersten Anlauf den 141. Platz belegen konnte, ist es heuer eines der Top 50 – und absolut formidabel gelungen! Wunderbar grüne Anmutung, Kräuter satt, grüne Mandel, grüne Tomaten, grüne Banane … Das im Ansatz süßliche, fast dünnflüssige Öl wuchert auch am Gaumen mit seinen grünen Pfunden, Artischockenbitter und Rauke- bis peperoncino-Schärfe sind sehr persistent. Sperone di Gallo, das muss man sich merken!
Seit 2003 und ununterbrochen seit 2012 gehören die AOVEs (Aceite de Oliva Virgen Extra) von Familie Muela zu den unserer Meinung nach zweifellos besten Ölen der Welt. Kein Wunder also, dass sie auch mit dem jüngsten Neuzugang ihres Portfolios sofort beim OLIO-Award reüssieren: Top 50 im ersten Anlauf – ¡enhorabuena! Das sortenreine, angenehm herbe und wunderbar pikante (für Öl-Novizen: es ist hübsch scharf!) Hojiblanca duftet und schmeckt nach Thymian und Tomate, reifem Apfel, grüner Banane und (quasi als Nebengedanke) nach Rauke und etwas Artischocke.
Sizilien hatte in weiten Teilen massiv unter zu großer Hitze und Wärme im ganzen Jahr zu leiden – von Bäumen im Hitzestress bis zu Schädlingsbefall kämpfen die Ölproduzenten an vielen Fronten. So erreichte auch das sonst erfolgsverwöhnte “Primo” von Salvatore Cutrera diesmal leider nur einen hinteren Platz. Der Jury gefiel das Öl gleichwohl: mit seinen Noten von reifen Mandeln, reifem Apfel, Olivenblättern und frisch gemähtm Gras würzt es fein Gemüse- oder Fischgerichte.
Vier Jahre nach der Wettbewerbspremiere mit OLIO-Award gelingt Giuseppe Angelo Zedda wieder eine Platzierung im Extra-Vergine-Oberhaus: Top 50! Seine den Sorten nach sardisch-apulische Coupage „Bio“ erweist sich als ungemein harmonischer Allrounder für alle Küchenlebenslagen: Im Duft leicht kräutrige Noten, Tomate, gelber Apfel, etwas Mandel, am Gaumen deutlich grün, mehr Kräuter, Banane (nebst Schale), wieder Mandel, das Finish mit elegantem, fast zartem Artischocken- und Mandelbitter und sehr feiner, schwereloser Schärfe. Sehr schön zu Ricotta-Spinat-Walnuss-crespelle oder einem Kohlrabicarpaccio mit Parmesanspänen!
Agrestis ist zurück, Applaus! Die 2003 von Giuseppe Paparone und Lorenzo Nicotra gegründete Kooperative erntet von insgesamt 120 Hektar Olivenhainen bei Buccheri, etwa 56 Kilometer landeinwärts von Syrakus im Südosten siziliens. Die Haine liegen auf 820 Meter Höhe auf Vulkanböden. Geerntet wird fast ausschließlich die Olivensorte Tonda Iblea. Das Öl in der grünen Flasche zeigt Noten von Kresse, Tomaten, Zitrusfrüchten und ordentlich Chili im Nachhall.
Stolze 20 000 Bäume besitzt Marín Serrano auf 200 Hektar land in Carcabuey bei Córdoba. In der herrlichen Landschaft des Subbética-Nationalparks, der von den Schneegipfeln der Sierra Nevada natürlich bewässert wird, gibt Serrano eine Cuvée von Picual und Hojiblanca in die Flasche – so drosselt er die Bitterkeit und Intensität der Picual-Olive. Uns gefällt das Öl sehr gut mit seinen Noten von reifen Tomaten, frisch gemähtem Gras, Basilikum, etwa grüner Bananenschale und Schnittlauch. Wenig bitter, überzeugt es auch Einsteiger.