Die 100 besten Olivenöle: Olio Award 2024
Der “Adel des Südens” glänzt in diesem Jahr nicht ganz so grüngolden wie 2023 (damals Platz 23). Die sonst so entschieden grüne Tomaten-Aromatik des reinsortigen Picuals wirkt eine Spur gedrosselt, weniger bitter, dafür deutlich peperoni-scharf. Im Duft finden wir Tomatenblätter, grünen Bananen und geschnittenes Gras, im Geschmack Rosmarin, Avocado und grünen Apfel.
Daniele Giallonardis zweutbestes Öl gewinnt er aus der ungewöhnlichen, sehr seltenen Sorte Paesana bianca, übersetzt die “weiße Dörflerin”. Ein mit seiner Aromatik schön grünes Öl, geprägt von den Noten von Mandeln, Artischocken, Gras und Rauke. Grüne Banane, Apfel, Chili und Walnuss lassen sch auf der Zunge erspüren. Ein typisches mittelfruhtiges Allrounder-Öl, für gemüse- wie auch Fleischgerichte bestens einsetzbar.
Im Epizentrum toskanischer Olivenproduktion bewirtschaften Sandro und Luigi Ferrino immerhin 12 Hektar Land, bepflanzt mit den hier dominanten Sorten Frantoio und Moraiolo. Von letzterer pressen sie ein schön frisches grasiges Öl, das uns überzeugt hat: Bukett und Aromatik sind geprägt von reifen Mandeln, reifen Tomaten, Walnüssen und Artischocken. Ordentlich bitter und pikant.
Bei Castelvetrano im Südwesten Siziliens liegen die 50 Hektar Haine mit 12 000 Bäumen, die Familie Cusumano modern und nachhaltig bewirtschaftet. Bei den Olivensorten konzentriert man sich auf die feinfruchtige Nocellara del Belice. Die Aromatik lässt sich eindeutig den Noten von Tomaten, Mandeln, Kräutern und Artischocken zuordnen - ob im Duft oder auf der Zunge. Kräftig schraf und recht herb.
Via R.Maffei Snc, 91022 CASTELVETRANO, Italien
Im Guadalquivir-Tal bei Jaén gedeihen die 285 000 Bäume des Unternehmens, das den Marques de Viana it seinem Wappen auf dem etikett trägt – in den 1920er Jahren zählte der Marques zu den Pionieren bei der Herstellung besten Olivenöls. Angebaut werden die wichtigsten Sorten Arbequina, Picual und die lange Zeit vergessene Sorte Royal. Das reinsortige Picual ist nicht ganz so hoch bewertet wie die Cuvée (Platz 32), gefällt uns aber dennoch gut: In Bukett und Geschmack bietet es Noten von frisch geschnittenem Gras, Kräutern, Artischocken, Mandeln und über allem unreife bis reife Tomaten. Dabei ist es zurückhaltend bitter und wenig scharf.
Rioža Marčelo besitzt ganze 4 Hektar Haine bei Poreč, ein Hafenstädtchen, das man als Sommerbadeort kennt, südlich von Novigrad. Das beste Öl gewinnt Marčelo aus der regional berühmten Sorte Istarska Bjelica: Mit mittelkräftigen Noten von Gras, Tomaten, Rauke, Paprika und Lauch hält es eine schöne Harmonie von süßlich, bitter und scharf.
Mit immerhin drei Ölen in den Top 100 rettet Agrestis die Ehre der Sizilianer aus den Ibleischen Bergen im Osten der Insel. Salvatore Paparone gint in dieses Öl ausschließlich die klassische Olivensorte Tonda Iblea, in normalen Jahren die intensivste von der Insel. Wer Tomaten, Rauke, Zitrusschale erkennt, liegt genau richtig, dazu zeigen sich spät scharfe Peperoni. In diesem Jahr mitelfruchtig statt intensiv, aber mit schöner Harmonie.
Wie der Name verrät, beschäftigt sich Familie Manduano hauptsächlich mit Wein von weiß bis rot. Ein kleiner Teil des Landgutes eine halbe Autostunde südlich von Foggia, nahe der Adriaküste also, ist jedoch den Olivenbäumen vorbehalten. Kultiviert werden Coratina und die autochthone Sorte Bella di Cerignola, aus letzterer entsteht dieses schöne sublime Öl, das ungewöhnlich intensiv nach Erben und Rapssaat duftet und recht mild, aber gefällig schmeckt. Bei den Aromen haben wir noch dicke Bohnen, Gras, Rauke und Pinienkerne notiert. Ein recht mildes Öl, schön für Einsteiger.
Via Michele D’Emilio, 71042 Cerignola, Italien
Alberto Romano aus Ponte bei Benevento kann diesmal mit seinem Öl aus Raciopella punkten, einer ungewöhnlichen, nur in dieser Region verbreiteten Olivensorte. Wer es nicht bitter mag, ist mit diesem Öl gut beraten – es gefällt mit Noten von Apfel, Artischocke, Chicoree, Tomaten und Basilikum und schön deutlichem Tomatenduft.
Wie jedes Jahr senden Juan und Paula Garcia Casas genau zwei Öle ein: eines aus Arbequina, eines aus Picual gepresst. Und jedes Jahr platziert sich das Picual-Öl deutlich weiter vorn als sein Schwester-Produkt. Betörendes Bukett von Tomatenfrüchten und -blättern, Artischocken, auf der Zunge Thymian und Rosmarin und eine volle Prise schwarzen Pfeffers – typisch Picual, typisch fein und kräftig. Das Öl schmeckt etwas schärfer als bitter , für eine vordere Platzierung fehlte nur sehr wenig.